Einer, der viele Stimmen zu bündeln weiß
UNIVERSITÄT MOZARTEUM
24/05/17 Eigentlich wäre die Bildende Kunst seine Berufswahl gewesen, aber die wird nun nur noch unter „Hobby“ genannt, so wie das Sammeln von Autographen. Vor allem ist Reiner Schuhenn, der neue Rektor des Mozarteums, ein ausgewiesener Chordirigent.
Reiner Schuhenn studierte in Stuttgart Schulmusik und Kirchenmusik sowie Germanistik und Philosophie, außerdem in Wien Dirigieren und Konzertfach Orgel. Zu seinen Lehrern zählen u.a. Bernhard Ader, Dieter Kurz, Peter Planyavsky, Otmar Suitner und Sergiu Celibidache.
Schade eigentlich, dass der engagierte Kirchenmusiker erst jetzt Rektor in Salzburg wird, da die Abteilung für Kirchenmusik der Universität Mozarteum Geschichte ist. In jüngeren Jahren war der jetzt 55jährige Reiner Schuhenn Diözesanmusikdirektor und Leiter des Referates für Kirchenmusik der Diözese Essen. Bis 2001 war er Leiter des Essener Domchores und nach wie vor ist er Vizepräsident des Allgemeinen Cäcilienverbandes für Deutschland (ACV).
Seinen guten Namen im Bereich der Chormusik bestätigt seine Zusammenarbeit mit zahlreichen Ensembles, Projektchören, Orchestern, namhaften Solisten und Musik-Akademien. Bis zum Jahr 2000 hatte er einen Lehrauftrag an der Folkwang Hochschule Essen inne. Seit 1999 ist Schuhenn Professor für Chor- und Orchesterleitung an der Hochschule für Musik und Tanz Köln. Dort war er Dekan des Fachbereichs für Tasteninstrumente, Musiktheorie, Neue Musik, Komposition und Kirchenmusik. Von 2009 bis Ende 2013 war Schuhenn deren Rektor. In seine Amtszeit fielen auch die Initiative zu einem großen Ergänzungsbau mit weiterem Konzertsaal, Kooperationen mit der Juilliard School New York sowie El Sistema in Venezuela oder die Initiative für vier neuen Orgeln (im Volumen von 2,4 Millionen Euro). 2007 initiierte Schuhenn die Fachkommission Neue Musik, die 2010 zum Institut für Neue Musik umgewandelt wurde.
Rundfunk- und Fernsehaufnahmen, Jurytätigkeit bei Wettbewerben, Gastdirigate, zahlreiche Konzerte im In- und Ausland, mehrere Publikationen und Kompositionen runden das Tätigkeitsfeld des neuen Mozarteum-Rektors Reiner Schuhenn ab.
Bis 1994 war Schuhenn im süddeutschen Raum Dirigent (Oberschwäbisches Kammerorchester), Kirchenmusiker (in Ravensburg), Dozent (Musikschule Ravensburg) und Hochschullehrer für Dirigieren sowie Leiter des Hochschulchores an der Pädagogischen Hochschule seines Geburtsortes Weingarten.
Schuhenn ist derzeit künstlerischer Leiter des Figuralchors Bonn (seit 2003), einem Kammerchor auf Spitzenniveau, der durch ungewöhnliche Programme und Novitäten auffällt. Allein im letzten halben Jahr realisierte er mit diesem Ensemble vier Uraufführungen. Außerdem leitet Schuhenn das Aachener Studentenorchester, ein Sinfonieorchester mit 95 Personen, mit dem er sich vor allem dem großen symphonischen Repertoire widmet. An der Kölner Musikhochschule leitet er den Madrigalchor (Kammerchor), mit dem er einen Großteil des A-Cappella-Repertoires abdeckt (Renaissance bis Gegenwart) und mit dem er regelmäßig Konzerte in der Hochschule gibt und oratorische Werke in der Philharmonie aufführt.
Reiner Schuhenn hat zahlreiche Publikationen vorgelegt: Er ist Autor eines Buches über Franz Schmidt, sowie Herausgeber und Mitherausgeber zahlreicher Veröffentlichungen im Carus-Verlag, u.a. „Kölner Chorbuch“, „Chorbuch a Tre“, „Musik im Raum der Kirche“ (Grünewald/Carus), des Bandes „Ensembleleitung“ (Bd. II) des Kompendiums „Basiswissen Kirchenmusik“, das den Deutschen Musikeditionspreis erhielt. Seine neueste Publikation ist das „Alternative Chorleitungsbuch“ (Mainz 2015, Schott). Derzeit läuft in der Fachzeitschrift „Musica Sacra“ ganzjährig seine Reihe „Chorleitungstipps“. In Vorbereitung sind das Buch „Singfit – Methodik der Chorischen Stimmbildung“ sowie ein „Chorbuch Weihnachten“ (beides Mainz 2018, Schott).
Schuhenn gründete die Rektorenkonferenz der Kunst- und Musikhochschulen Nordrhein-Westfalens und war bis 2012 deren Sprecher. Außerdem war er stellvertretender Vorsitzender der Rektorenkonferenz der Musikhochschulen in Deutschland (RKM). Bis 2016 war Schuhenn Mitglied des Präsidiums des Deutschen Musikrates sowie Gründungsvorsitzender des Bundesfachausschusses „Kulturelle Vielfalt“. (Universität Mozarteum/dpk-krie)