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Herr Professor Friedl

IM PORTRÄT / GOTTFRIED FRANZ KASPAREK

10/05/17 Seit gestern Dienstag (9.5.) führt unser Freund und Mitarbeiter Gottfried Franz Kasparek den Berufstitel „Professor“. Niemand fällt uns ein, der sein profundes, breit gefächertes Wissen mit ähnlich glaubwürdiger innerer Überzeugung, Leidenschaft und auch mit solchem pädagogischen Geschick vermittelt – genau das ist schließlich die ureigene Tätigkeit eines Professors.

Von Heidemarie Klabacher und
Reinhard Kriechbaum

Zu universitären professoralen Ehren ist Gottfried Franz Kasparek nie gekommen, aber er könnte es mit manchem Wissenschafter aufnehmen. Einer Ernennung zum Professor geht ein Gutachten voraus. Das hat in seinem Fall der Salzburger Germanist Oswald Panagl geschrieben. Er sei bei näherer Bekanntschaft mit diesem Musikfachmann „über seine Biographie und seinen geistig-kulturellen Werdegang erstaunt, ja geradezu verblüfft“ gewesen, erinnert er sich. „Als Absolvent der gymnasialen Unterstufe in Wien entschied er sich zunächst für einen praktischen Beruf und war nach Abschluss der kaufmännischen Lehre zuerst in der Lebensmittelbranche, später aber als Musikalienhändler im führenden Wiener Fachgeschäft (Ludwig Doblinger) erfolgreich tätig.“

Manchem Dramaturgen und Programmgestalter – nicht zuletzt Panagl selbst – haben die umfassenden Kenntnisse Kaspareks weitergeholfen. Unser Freund Friedl war eben, auch als er in Salzburg erst bei Höllrigl, dann in der Mayrischen Musikalienhandlung tätig war, nie einfach „Notenverkäufer“. „Wie ich selbst aus Erfahrung und Beobachtung weiß, ist er rasch zum gesuchten Berater, sogar Gesprächspartner bedeutender Künstler sowie anderer Repräsentanten des Kulturlebens avanciert“, so Panagl.

Wer nach einem Werktitel, nach einer Arie fragt, bekommt von ihm nicht nur fachlich versierte Antwort: Gottfried Franz Kasparek war von Jugend an „Stehplatzler“ in Wien, und da war er ganz Ohr. „Über die in diesen Kreisen übliche Adorierung bzw. parteiische Kritik bestimmter Gesangstars ist Kasparek schnell hinausgewachsen“, schreibt Panagl. „Seine Beschäftigung mit der Struktur, Aussage und musikgeschichtlichen Stellung der jeweiligen Werke des Musiktheaters hat ihn denn auch über Jahre zu einer angemessenen – später leitenden – beruflichen Position im Musikalienhandel in Wien und Salzburg befähigt.“

Und eben nicht nur die Musik: „Seine Kenntnis belletristischer Texte vom Mittelalter bis zur aktuellen Moderne ist frappant und stellt in dieser Hinsicht so manchen universitären Germanisten in den Schatten.“ Oswald Panagl weiß, wovon er redet.

Ende der 1990er Jahre hat sich für Gottfried Franz Kasparek dann eine andere berufliche Perspektive aufgetan: Er war zunehmend gefragt als Autor für Programmhefte, und mit seinen Werkeinführungen vor Konzerten hat er nicht nur in Salzburg eine ihm treue „Fangemeinde“ aufgebaut. Als Musikvermittler ist Kasparek gefragt von der Schweiz bis nach Wien, von Köln und Essen bis St. Pölten. Veranstalter wissen, warum sie gerade auf ihn setzen.

Da kommt zum Tragen, was auch wir im DrehPunktKultur an unserem treuen Mitarbeiter als Musikkritiker so sehr schätzen: Er versteht es, über die komplexesten Dinge locker zu plaudern. Das Wesentliche weiß er so zu vermitteln, dass man einfach gerne zuhört oder liest. Der eloquente Ton, immer charmant und nie vorlaut „belehrend“, ist geradezu sein Markenzeichen.

Der Linguist Oswald Panagl verweist da auf Kaspareks „ungewöhnliche Beherrschung der Sprache“, auf die „differenzierten stilistischen Fertigkeiten“ und den „elaborierten, dabei treffsicheren Wortschatz“. Kasparek setze „diese Begabung in verschiedenen Bezirken im Dienste der Hermeneutik, also der Erschließung und Erläuterung künstlerischer Aussagen und musikalischer Gehalte vielfältig ein. So ist er alsbald ein gesuchter, vielfach bewährter Verfasser von einschlägigen interpretierenden Texten geworden und es bis heute geblieben. Die Spannweite reicht dabei von feuilletonistischer Prosa über essayistische Darstellungen und konstruktive, von Sachverstand zeugende Besprechungen bis zu Artikeln in Handbüchern und der Edition musikalischer Werke.“

Dazu kommen seine vielfältigen Tätigkeiten im Umkreis der Neuen Musik (etwa als Leiter des stART-Festivals), seine Pädagogik-Programme beim Lehàr-Festival in Bad Ischl, aktuell sein Einsatz als künstlerischer Leiter des Diabelli Sommers in Mattsee: Über die Jahre hat Kasparek, der Wortkundige, auch als Impresario viel geleistet.

Oswald Panagl weist auf weiteres, ein sehr „professorales“ Tätigkeitsfeld hin: „Seine ständige Tätigkeit als Lehrbeauftragter des American Institute for Foreign Study beweist auch sein Format als akademischer Lehrer. Seine Vorlesungen und Seminare über (vornehmlich österreichische) Musikgeschichte und Kulturhistorie, die er teilweise in englischer Sprache abhält, motivieren die Studierenden, welche ganz unterschiedliches Vorwissen mitbringen, durch zugleich empathisch und freundlich vermittelte Informationen, sodass sie am Ende ihrer Zeit als Gäste in Salzburg mit dem spezifisch österreichischen Geistesleben vertraut sind.“

DrehPunktKultur gratuliert seinem „Professor Friedl“ aufs Herzlichste!

Bild: dpk-klaba

 

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