Von Vollbürgern und Erwachsenen mit Visum
REPORTAGE / KINDERSTADT MINI-SALZBURG
30/06/15 Falls es auch Erwachsene interessiert, was in der „Kinderstadt“ so alles los ist: Beim Einwohner-Meldeamt bekommen sie ein Erwachsenen-Visum, das zum Eintritt und halbstündigen Aufenthalt berechtigt. Morgen Mittwoch (1.7.) geht es los.
Es gehört längst für viele zum unverzichtbaren Angebot in den letzten Schul- und ersten Ferienwochen: Die Kinderstadt Mini-Salzburg wird bis 18. Juli wieder mehrere tausend Kinder und Jugendliche anziehen und ihnen das „echte“ Leben in der kleinen Stadt vermitteln. Es geht wie jedes Jahr um Learnnig by doing – verbunden mit einer Menge Spaß und vielen positiven Erfolgserlebnissen.
Petra Burgstaller, Kinderstadt-Verantwortliche des Vereins Spektrum, der Mini-Salzburg bereits seit 2003 veranstaltet, erklärt sich die Attraktivität so: „Die Kinder können unter 60 Spielstationen frei wählen, was sie gerne machen würden: Wir verfolgen keinen bestimmten Lehrplan. Trotzdem hat die Kinderstadt hohen Erfahrungs- und Bildungscharakter denn Alter oder Klassenverband spielen bei uns keine Rolle, auch nicht Schul- oder Bezirkszugehörigkeit. So lernen die Kindern mit- und voneinander.“ Und, ein Nebeneffekt: Die Spektrum-Leute könnten zeigen, was die offene Kinder- und Jugendarbeit „drauf hat“.
Für die sieben- bis 14jährigen Kinder und Jugendlichen, die in den kommenden drei Wochen die Kinderstadt jeweils von Dienstag bis Samstag besuchen können, steht zwar der Spaß im Vordergrund, sie nehmen ihre Rolle und ihre Pflichten dennoch ernst. So haben sich bereits im Vorfeld 15 Kinder und Jugendliche mit „Kinderstadt-Erfahrung“ getroffen um die Spielregeln und Strukturen zu überdenken und zu verbessern. Der 14jährige Florian berichtete bei der Pressekonferenz heute Dienstag (30.6.), welche Neuerungen anstehen: So wurde sich das Jugendorganisations-Team beispielsweise schnell einig, dass eine bereits erworbene „Vollbürgerschaft“ in die nächste Kinderstadt „mitgenommen“ werden kann, sofern dies durch einen alten Pass oder den Eintrag im „Vollbürgerschaftsbuch“ nachweisbar ist. Die Übertragung des Führerscheines für Mini-Salzburg ist nach diesem Modell nun ebenfalls möglich.
Die 13jährige Zeynep erläuterte die Funktion des „Spielpasses“, der einmal fünf Euro kostet (plus Tageseintritt um drei Euro, der Kulturpass gilt selbstverständlich auch für die Kinderstadt und ermöglicht freien Eintritt). Der Spielpass, der Eintrittskarte und Ausweis in einem ist, enthält neben dem Stadtplan auch wichtige Eintragungen, wie das Erreichen der Vollbürgerschaft - die zum Wählen berechtigt -, Arbeits- und Studiennachweise, Gewerbe-Erlaubnis und neu: den Lehrabschluss und die Meisterprüfung wie auch den Bachelor, Master oder Ph.D/Doktor. Verlorene Spielpässe sind allerdings ab heuer kein Drama mehr: Denn es ist möglich, seine Einträge gegen Entgelt in der neuen Spielstation „Versicherung“ bezeugen zu lassen. Diese Idee ist ebenfalls in Zusammenarbeit mit Kindern und Jugendlichen entstanden.
Ein viel diskutiertes Thema ist auch der Umgang mit Erwachsenen, weiß der 10jährige Tim, selbst Kinderstadt-Profi: „Die Kinder und Jugendlichen möchten sicherstellen, dass ihre Autonomie in ihrer Stadt durch ein Einmischen der Erwachsenen nicht eingeschränkt wird. Daher wird, so wie in den letzten Jahren, streng kontrolliert, dass Erwachsene nach Ablauf ihres Visums (das für eine halbe Stunde gilt) die Kinderstadt wieder verlassen und den Lauf dieser großen Demokratie-Werkstatt nicht stören. Daher wird ein Buddy-System eingeführt: Jüngere Kinder, die zum ersten Mal die Kinderstadt besuchen, können durch ein älteres Kind mit Mini-Salzburg-Erfahrung eine erste Orientierungshilfe bekommen.“
Laura Schallmoser, die noch bis zur 1. Wahl am 8. Juli amtierende Bürgermeisterin ist, sieht ihrer letzten Kinderstadt mit Wehmut entgegen. Denn sie ist unterdessen fünfzehn. Sie wird also demnächst Mini-Salzburg nur mehr mit einem Erwachsenen-Visum – kurz – betreten können. (Spektrum)
