gedacht + gemacht
TAG DES DENKMALS
27/09/24 Was hilft es, einen vom Holzwurm zerfessenen Tisch, ein verrostetes Uhrwerk, ein vergammeltes Gemäuer herrichten zu wollen, wenn es keiner kann? Ohne Handwerker, die alte Techniken beherrschen, geht gar nichts. Der Tag des Denkmals feiert daher – am letzten Sonntag im September, heuer Tag der Nationalratswahl – „Handwerk und Restaurierung“.
Von Heidemarie Klabacher
„Ohne die Qualifikation der Handwerkerinnen und Handwerker würde die individuelle Baudenkmalpflege nicht funktionieren“, betont das Bundesdenkmalamt. Unter dem Motto Hand-Werk gedacht+gemacht gibt es am Sonntag (29.9.) dreihundert Programmpunkte in ganz Österreich. „Handwerk und Restaurierung als Grundlagen des nachhaltigen und denkmalpflegerischen Tuns“ stehen im Mittelpunkt. Wie immer öffnen sich Tore und Türen nicht oder nur selten zugänglicher Orte.
Alle Programmpunkte sind wie immer kostenlos. Für Workshops und Führungen ist teils Anmeldung erforderlich. Stadt und Land Salzburg sind mit 35 Highligths vertreten, vom Freilichtmuseum Großgmain mit Handwerksvorführungen und Workshops bis hin zum Salzburger Dom und seiner Paramenten-Kammer, die grad restauriert wird. Zu den Turmuhren der Kirchen in Kleßheim und Siezenheim führt der Horologe Michael Neureiter. Unter dem Motto Das Kapuzinerkloster Salzburg – zwischen gestern und morgen führen die Brüder durch das Kloster und gewähren Einblick in ihren Alltag.
Das Museum Burg Golling lädt zu Sonderführungen durch das denkmalgeschützte Bauwerk. In Fusch an der Glocknerstraße ist in der 150 Jahre alten Mühlauersäge die „Erlebniswelt Holz“ eingerichtet. Sie gibt Einblick in den Werkstoff von Samen bis zu Tisch und Dachstuhl. Die Besucher erleben alte Holzhandwerksberufe und ihre Techniken hautnah. Wirklich singulär und überaus anfällig: „Der um 1800 errichtete Kalkofen in Krimml ist nahezu original erhalten und stellt ein bedeutendes Zeugnis der vorindustriellen Fertigung von Löschkalk dar“, so die Mitglieder des Krimmler Kulturvereins Chumbas. „Der Kalkofen ist der letzte von einst sieben in Krimml und einer der noch wenigen erhaltenen in der gesamten Tauernregion. Nach seiner ersten Restaurierung im Jahr 1993 und einer erneuten Restaurierung 2024 kann dieses beeindruckende Beispiel früheren Handwerks besichtigt werden.“ Aufgrund lockerer Steine und der damit verbundenen Gefährdung von Besuchern muss der Kalkofen trotz regelmäßiger Pflege fachgemäß betreut werden.
In der Stadt Salzburg öffnet das Landeskonservatorat in der Sigmund Haffner Gasse 8 seine repräsentativen Amtsräume. Zu sehen sind Stuckdecken aus dem Jahr 1740 und Schablonenmalereien aus dem frühen 20. Jahrhundert. Ein Rundgang informiert über die Aufgaben des Bundesdenkmalamtes. Gerne beantwortet werden Fragen wie: „Was macht ihr denn eigentlich so?“ Präsentiert wird dort auch der Salzburger Fassadenkataster. „Dieses bedeutende Werk bietet eine umfassende Grundlage für die Erforschung und denkmalgerechte Sanierung der Salzburger Bürgerhausfassaden.“ Viel tut sich auf dem Dachboden der Pfarrkirche Mülln. Da kommt man als normaler Kirchgänger wirklich nicht hinauf.
„Der Zugang zum Dachboden erfolgt von der Sakristei aus über einen nicht öffentlich zugänglichen Turm, vorbei an dem beeindruckenden steinernen Pendel zur Turmuhr. Ein klappbarer Steg führt die Besucherinnen in den historischen Dachstuhl“, heißt es verlockend. Abtpräses Johannes Perkmann von der Benediktinerabtei Michaelbeuern wird die Interessierten durch die Kirche führen. Holzbaumeister Mathias Meixner und Baumeister Helmut Hopfner informieren über die Arbeiten.
Eine weitere Rarität, die ausschließlich am Tag des Denkmals zugänglich sind, ist die Peterskapelle in Hallein. Das historische Bauwerk stammt aus dem 14. und 15. Jahrhundert. Im Obergeschoss der Kapelle erwarten die Interessierten barocke Fenster, Holzdielen und eine derzeit noch verschlossene Nische. Ornamentale Secco-Malereien stammen aus dem 18. Jahrhundert.
Die hinter der Apsis der Pfarrkirche in der Maria-Theresia-Zechner-Straße gelegene Peterskapelle in Hallein wurde 1384 erstmals urkundlich erwähnt.1443 wurde ein Stockwerk aufgesetzt, der neu dazu gewonnene Sakralraum wurde die letzten 150 Jahre als Archiv genutzt. „Weil er nach der Säkularisierung in Vergessenheit geriet, konnte sich hier ursprüngliches Handwerk erhalten. 2022 wurde das Kapellendach mit Holzschindeln neu eingedeckt, ein traditionelles Handwerk, das mittlerweile zum Weltkulturerbe zählt“, heißt es in einer Baureportage im Rupertusblatt.
Der Tag des Denkmals, seit 1995 vom Bundesdenkmalamt koordiniert, erfreut sich immer größerer Beliebtheit: „Die Programmpunkte werden von Jahr zu Jahr mehr, das Interesse der kulturbegeisterten Besucherinnen wird größer“, sagt Christoph Bazil, der Präsident des Bundesdenkmalamtes. „Wir sehen, wie wichtig es ist, das Bewusstsein für Denkmalschutz und Denkmalpflege laufend zu schärfen und sind stolz, dass uns dies schon ein Stück gelungen ist. Diese erfreuliche Entwicklung bestätigt unsere Arbeit.“
Tag des Denkmals am Sonntag (29.9.) – alle Termine und Informationen zu Führungen und Ausgabe der erforderlichen Zählkarten im Bundesland Salzburg – tagdesdenkmals.at
Bilder: tagdesdenkmals.at / Birgit Silberbauer (1)