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Land uns'rer Väter und der ewige Schnee

KULTURPOLITIK / LANDESHYMNE

13/06/24 Jetzt steht's im Gesetz, wird aber kritisch aufgearbeitet: Der Salzburger Landtag hat sich gestern Mittwoch (12.6.) mit der Salzburger Landeshymne befasst und sie gesetzlich verankert. Doch es wurde auch beschlossen, dass Expertinnen und Experten Fragen um Text und Musik kritisch aufarbeiten sollen.

Der Beschluss zur gesetzlichen Verankerung der Landeshymne fiel erwartungsgemäß mit den Stimmen von ÖVP und FPÖ, gegen SPÖ, KPÖ und Grüne. Der Landtag hatte als Experten den Schriftsteller Ludwig Laher eingeladen – einen, auf den absolut Verlass ist, wenn es darum geht, auf ehemalige Nazis hinzuweisen. Ein solcher war ja der Komponist Ernst Sompek, auch wenn eine Mitgliedschaft bei der NSdAP derzeit nicht nachzuweisen ist. „Er war Mitglied des Nationalsozialistischen Lehrerbunds, trat eindeutig propagandistisch hervor und bejubelte die Barbarei der NS-Herrschaft“, so Laher vor dem Salzburger Landtag.

Ein Thema bei der Landtagsdiskussion um die Landeshymne waren die nur rudimentären Hinweise auf diese Nazi-Bezüge von Sompek auf der Website des Landes. Der Druck der Oppositionsparteien war dann wohl doch so nachhaltig, dass man nicht umhinkam, auch einen Beschluss in Sachen Expertengremium zu fassen. „Bisher haben sich alle mit der Hymne sehr wohl gefühlt“, so FPÖ-Klubchef Andreas Schöppl merklich pickiert.

„Nachdem bisher von der türkis-blauen Landesregierung eine historische Aufarbeitung abgelehnt worden war, zeigt der Beschluss von erfreulicher Einsicht und Lernfähigkeit“, äußert sich dazu der Leiter des Salzburger Literaturhauses, Tomas Friedmann. „Die Salzburger Hymne Land uns’rer Väter aus dem Jahr 1928 ist antiquiert und untragbar. Eine Diskussion über den Text und die beiden ‚Schöpfer‘ – den Autor und kriegsverherrlichenden Priester Anton Pichler und den Komponisten und illegalen Nazi Ernst Sompek – ist notwendig und längst überfällig.“ Dass nach dem – von den Regierungsparteien mitgetragenen – Beschluss für eine historische Aufarbeitung dann die Hymne mit den Stimmen von ÖVP und FPÖ dennoch gesetzlich verankert wurde, sei „absurd und wohl parteipolitisch motiviert“, so Friedmann.

Tomas Friedmann weist außerdem darauf hin, dass 1949 per Verordnungsblatt des Salzburger Landesschulrats die Einübung und Eingliederung der Landeshymne im Gesang- und Sprachunterricht an allen Volks-, Haupt- und Mittelschulen des Landes angeordnet wurde, „um sie der Vergessenheit zu entreißen“. 1982 wurde in der „Landwirtschaftlichen Lehrpläneverordnung“ (Landesgesetzblatt Nr. 84) vorgeschrieben, im Gegenstand Singen u.a. die Landeshymne zu lehren. Dies gelte bis heute. Die Landeshymne sei der Bevölkerung weitgehend unbekannt, meint Friedmann. Im Büro des Landeshauptmanns sieht man das anders: Die Hymne sei „tief verwurzelt und identitätsstiftend für die Bevölkerung“, betont man hingegen im Büro des Landeshauptmanns Wilfried Haslauer.

Bedauerlich sei, dass sich der Landtag nun nicht auch auf die kritische Vermittlung der Hymne und ihrer Geschichte an Schülerinnen und Schüler im Bundesland Salzburg habe einigen können, kritisiert Friedmann. Mit der Einsetzung einer Fachkommission sei jedoch ein richtiger erster Schritt getan, dem ein zweiter folgen sollte, „die Überarbeitung der alten Hymne bzw. besser die Ausschreibung für eine neue, zeitgemäße Salzburger Landeshymne“.

Bereits 2023 hat sich die IG Autorinnen Autoren mit österreichischen Hymnen beschäftigt und in einem offenen Brief an die Landeshauptleute u.a. die Salzburger Landeshymne als problematisch eingestuft. Am 29. Jänner 2024 fand im Literaturhaus Salzburg die Veranstaltung „O du mein Österreich! O Salzburg! Von Hymnen und Straßennamen“ mit Vorträgen von Ludwig Laher (Schriftsteller) und Gerhard Ruiss (Geschäftsführer IG-Autorinnen Autoren) und einer Diskussion mit der Historikerin Sabine Veits-Falk (Leiterin des Stadtarchivs Salzburg) statt. Auch dort wurde eine kritische Aufarbeitung gefordert.

Als Mitglied des Salzburger Landeskulturbeirats (LKB) brachte Friedmann im November 2023 den Antrag auf ein Schreiben an die Salzburger Landesregierung für eine Diskussion sowie die Überarbeitung der Online-Information über die Hymne auf der Homepage des Landes Salzburg ein. „Der Brief des LKB an die Landesregierung blieb unbeantwortet“, klagt Friedmann.

Die Salzburger Landeshymne auf der Homepage des Landes – www.salzburg.gv.at
Bilder: Salzburger Liedertafel (1); www.ludwig-laher.com / Katharina Laher (1); dpk-krie (1)
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