Plus und Minus
KULTURPOLITIK / DACHVERBAND
04/01/23 Der Dachverband Salzburger Kulturstätten betrachtet immer zu Jahreswechsel ganz genau die Entwicklung der Kulturförderungen von Stadt und Land. Was die Zahl der Veranstaltungen seiner Mitglieder anlangt, hat man im Vorjahr wieder das Vor-Corona-Niveau erreicht: rund 6.600 Kulturveranstaltungen.
Die Kulturbetriebe hatten, so der Dachverband, im laufenden Betriebsjahr 2022 bereits hohe finanzielle Zusatzbelastungen – etwas durch die enorm gestiegenen Energiepreise oder der ebenso gestiegenen Papier- und Druckkosten. „Zudem steigen die Versandkosten ab Jänner 2023 um rund 30 Prozent, die Löhne und Gehälter sollten laut fair-pay für Kulturarbeit um sieben Prozentpunkte erhöht werden.“
Als Interessenvertretung von derzeit 79 Mitgliedern, die im Bereich der zeitgenössischen autonomen Kulturarbeit tätig sind, habe man deshalb bereits im August 2022 entsprechende zusätzliche Maßnahmen von den beiden Fördergebern gefordert: ein Fond für Energiekosten, Erhöhungen der Jahresförderungen, Zusatzmittel für fair pay & gestiegene Sachkosten sowie Investitionen in Energieoptimierung.
Der Dachverband sieht einige Schritte in die richtige Richtung: Zusätzliche Mittel für die Energieoptimierung seien seitens Bundes durch das Programm „Klimafitte Kulturbetriebe“ umgesetzt wurde, die Mitfinanzierung durch Land und Stadt ist festgelegt. Konkrete Hilfestellung für die gestiegenen Energiekosten habe es seitens des Bürgermeisters der Stadt Salzburg gegeben, durch die Ausverhandlung eines „Strompreisschirms“, den auch mehrere Veranstalter aus der freien Kulturszene in Anspruch nehmen können.
„Die Kulturbudgets von Land und Stadt Salzburg steigen, beide Gebietskörperschaften haben zudem Sondermittel für die gestiegenen Energie- und Sachkosten für die Kulturszene angekündigt.“
Das Kulturbudget des Landes steigt 2023 von 59,5 auf 68,7 Millionen Euro, der Anteil der freien Förderungen zeitgenössischer Kultur von 9,4 auf 10,3 Millionen Euro. Der Anteil des Kulturbudgets am Gesamtbudgets des Landes steigt minimal von 3,89 auf 3,91 Prozent. „Der Anteil des freien Kulturbudgets am Gesamtbudget sinkt von 0,62 auf 0,59 Prozent, auch der Anteil der freien Förderungen am Kulturbudget sinkt um rund einen Prozentpunkt, von 15,9 auf 15,0 Prozent“. Und der dachverband merkt dazu an: „Beschlossen mit den Stimmen von ÖVP, Grünen und NEOS.“
Das Kulturbudget der Stadt steigt 2023 von 38,6 auf € 41 Millionen Euro, der Anteil für die freien Förderungen zeitgenössischer Kultur von 5,8 auf 6,3 Millionen Euro. Allerdings sinken beide Anteile im Vergleich zum Gesamtbudget. Da beträgte der Kultur-Anteil in der Stadt Salzburg laut Voranschlag 2023 nur 6,85 Prozent. Im Jahr 2022 waren es 7,05 Prozent. Der Anteil der freien Förderungen am Kulturbudget sinkt von 16,1 auf 14,2 Prozentpunkte.
„Der Anteil des freien Kulturbudgets am Gesamtbudget sinkt damit wieder unter die Ein-Prozent-Marke“, nämlich auf 0,99 Prozent, rechnet der Dachverband vor. In der Stadt wurde das „mit den Stimmen von ÖVP, SPÖ und Bürgerliste“ beschlossen.
Gute Zensuren bekommt die Politik im bereich Fair pay. Das Land Salzburg sei und bleibe österreichweit Vorreiter in der gerechten Bezahlung von Kulturarbeiterinnen und Kulturarbeitern in der freien Kulturszene. Rund 250.000 Euro werden im kommenden Jahr im Bereich der Angestellten in den freien Kulturbetrieben zur Verfügung gestellt. „Zusätzlich – und hier ist wiederum das Land Salzburg österreichweit Pionier – sind 300.000 Euro für eine fair Honorargestaltung im Bereich der Künstler, Künstlerinnen und Kulturvermittler reserviert“, lobt der Dachverband.
Durchwachsen sieht's bei der Stadt Salzburg aus. Die steige zwar auch nach Bund und Land und „nach einigem politischen Hickhack“ in das Modell Fair pay für Kulturarbeit ein. Mit 195.600 Euro werde sich die Stadt 2023 an diesem Modell beteiligen, aber nur bei den zwölf Kulturstätten mit mittelfristigen Förderverträgen. „Andere Kulturinstitutionen gehen wieder leer aus“, klagt der Dachverband und fordert eine Ausweitung auf alle freien Kulturbetriebe (so wie beim Land) und „keine selektive Vorgangsweise“.
Und schließlich der Dachverband Salzburger Kulturstätten in eigener Sache: Dank eines längerfristigen Fördervertrages steige die Subvention des Landes auf knapp 60.000 Euro. Die Stadt erhöht die Förderung des Dachverbands minimal von 27.500 auf 30.000 Euro. „Weit weg von der Förderhöhe, die die Interessenvertretung der freien Kulturszene bereits hatte“, klagt der Dachverband. 2019 waren es 37.500 Euro.
Generell erwartet der Dachverband, dass 2023 gerade bei den Löhnen und Gehältern der Kulturarbeiter und Künstler nicht gespart wird, ebensowenig im Bereich „Klimafitte Kulturbetriebe“ und beim Teuerungsausgleich - „wie dies in anderen gesellschaftlichen Bereichen auch selbstverständlich und politisch unumstritten“ sei. (Dachverband)
Daten und Fakten zu den Kulturbudgets von Stadt und Land Salzburg – www.kultur.or.at