Rüsten zum Kultur-Sprint
LANGE NACHT DER MUSEEN
30/09/22 Sie hat ja schon den Status von Kultur-Folklore. Am Samstag (1. Oktober) ist wieder die vom ORF initiierte und gepushte Lange Nacht der Museen, zum 22. Mal findet sie österreichweit statt. In Salzburg nehmen diesmal 46 Institutionen teil, 21 haben Kinderprogramme vorbereitet.
Das Prozedere haben die meisten Besucherinnen und Besucher vermutlich längst eingeübt. Zentraler Punkt – „Treffpunkt Museum“ – ist der Max-Reinhardt-Platz. Hier gibt es die Tickets (Normalpreis 15 Euro), und hier nehmen auch zwischen 18 Uhr und ein Uhr morgens die dicht getakteten Busrouten ihren Anfang. Natürlich gibt es wieder das vertraute handliche Programm-Heftchen fürs ganze Bundesland und sogar eine App.
Ein paar Streiflichter aufs Programm heuer: Die Deutschvilla Strobl zeigt gerade eine Schau „Zorro und der Mythos der Gerechtigkeit“, es geht um Verbrechen in der Kunst. Im Heimatmuseum spielt die Strobler Fotzhoblmusik und die Schauspielerin Maria Hofstätter wird aus Marie Jahodas Dissertation „Die Arbeitslosen von Marienthal“ lesen. In der Bachschmiede in Walsläuft gerade eine Ausstellung für potentielle Fetischisten: „Leib.Wäsche.Träume“ zeigt die Entwicklung der Damenunterwäsche.
Wie haben Autoren vor der Erfindung des Laptop gearbeitet? Das Literaturarchiv Salzburg bietet Workshops fürs Schreiben mit Gänsekiel, Metallfeder und Schreibmaschine (dieses Gerät sollte doch manchen Besucherinnen und Besuchern noch einigermaßen vertraut sein). Die Autorin und langjährige ORF-Kulturjournalistin Brita Steinwendtner spricht über ihre literarische Arbeit und ihre Sammlung von Tonaufnahmen bekannter Autorinnen und Autoren. Eli Hooker, Luan de Lima und Nejma Larichi sind Mitglieder der Company CieLaroque und werden in der Landesgalerie „Kunst im Traklhaus“ eine Improvisation zeigen.
Es gibt eigentlich keinen Grund, gegenüber dem Salzburg Museum Schwellenängste zu entwickeln. Aber einer der Programmpunkte dort könnte diesmal doch abschrecken: Da dürfen Besucherinnen und Besucher nämlich „Future Snacks“ verkosten, Mehlwürmer, Heuschrecken und dergleichen. Das könnten kulinarisch konventioneller orientierte Leute vielleicht motivieren, doch lieber in den Bus zu steigen und nach Kaltenhausen zu fahren, in die Brauerei und ins Bindereimuseum. Über die Entwicklung unterschiedlicher Bierstile und das Thema Gläserkultur kann man sich dort auch verkostend schlau machen.
Bei einem Workshop im Keltenmuseum sind Arbeitsweisen der Archäologie entdecken und man kann von der Ausgrabung bis zur Erforschung der Knochen in die Rolle von Forschern schlüpfen. Das Haus der Natur lädt Familien ein, Fossilienabgüsse anzufertigen, also eigene Kopien eines prähistorischen Tieres. Auch sehr lange her: Die Abgußsammlung der universitären Altertumswissenschaften im Keller der Residenz hat ihren eigenen Reiz. Genderbewusste Vorträge wird’s dort geben. Wen „Geschlechter(rollen) in der ägäischen Bronzezeit nicht vom Hocker reißen, ist vielleicht beim Thema „Die Knaben sind unsere Götter. Griechische Homosexualität“ besser aufgehoben. Um die Gemüter wieder abzukühlen: Das Museum Wasserspiegel auf dem Mönchsberg ist jedes Jahr ein Anziehungspunkt in der Langen Nacht der Museen. Im MdM Rupertinum ist man eingeladen, in der Druckwerkstatt experimentieren.
Im „Kinderpass“ wird jeder Besuch in einem der 21 Häuser vermerkt, die ein spezielles Kinderprogramm anbieten. Für jedes Kind, das mindestens drei Museen besucht hat, gibt es beim „Treffpunkt Museum“ ein kleines Geschenk. In der Kinder-Werkstatt des Salzburg Museums entstehen Accessoires und Kopfbedeckungen, inspiriert von Fahnen und Flaggen aus aller Welt, im Spielzeugmuseum Puppen aus Kochlöffeln, Stoff, Farbe und Glitzer. Im Architekturhaus Salzburg können junge Leute Modelle bauen und in der Bibelwelt mit Mose durch die Wüste stapfen. Die Sieben Mühlen in Pfarrwerfen bieten Einblicke in alte Handwerkstraditionen und Bräuche, junge Gäste sind diesmal eingeladen, Kunstwerke aus Naturmaterialien zu gestalten. (ORF/dpk-krie)
Lange Nacht der Museen, 1. Oktober, 18 Uhr bis 1 Uhr morgens. Eintrittskarten (für alle Angebote) und Bustouren: Max-Reinhardt-Platz – langenacht.orf.at
Bilder: Imagefim Deutschvilla Strobl (1); langenacht.orf.at (3)