Am „Frauengarten“
HINTERGRUND / FRANZISKANERKLOSTER (1)
25/04/22 „Heil Österreich!“ In gebotener Eile hat ein Franziskanerbruder den nicht ungefährlichen Satz mit Rötel an die Wand gemalt. Immerhin mit Rufzeichen. Soviel Zeit musste sein, auch wenn es galt, das Kloster zu räumen, weil die Gestapo hier ihr Salzburger Domizil aufzuschlagen gewillt war.
Von Reinhard Kriechbaum
Mehr oder weniger zufällig hat man den Schriftzug, den die neuen Bewohner des Hauses damals vermutlich nicht weniger eilig übermalt haben, bei der Restaurierung des Franziskanerklosters unter mehreren Farbschichten entdeckt und aufgedeckt. Er fand sich im sogenannten Stöckl, einer barocken Sala terrena mit bewegter Geschichte.
Der Bau, unter dem einer der Arme des Almkanals verläuft, diente einst als Sägewerk und als Infirmerie (so hieß die Krankenstation des Klosters). Beide Nutzungen waren nahe liegend: Das Almkanal-Wasser konnte genutzt werden, um die Sägeblätter in Gang zu halten. Und für die Kranken war dieser lichtdurchflutete Raum mit den Arkadenbögen, die auf mächtigen Nagelfluh-Quadern ruhen, ob des direkten Ausblicks auf den „Frauengarten“ eine Art urbaner Luft-Kurort.
Ein „Frauengarten“ im Mönchskloster? Der Name für dieses zuletzt auch als Parkplatz zweckentfremdete Areal hinter den Mauern entlang des Rupertinums und zum Festspielbezirk hin rührt von der langen Geschichte her: Hier residierten ab 1120 die benediktinischen „Petersfrauen“, immerhin 450 Jahre lang, bis zum Zweck des Wieder-katholisch-Machens der Bevölkerung im Zuge der Gegenreformation die Franziskaner hier angesiedelt wurden. Seither sind sie da, also auch schon fast so lang wie einst die Petersfrauen.
Am Freitag (22.4.) war Tag der offenen Tür im seit zwei Jahren von Grund auf restaurierten Klosters. Noch wächst kein Rasen im Frauengarten, und im Geviert innerhalb des Kreuzgangs auch noch nicht, aber es ist schon gesät. Die Gemäuer wirken, als ob der Weiße Riese Hand angelegt hätte: - wißer als weiß.
Das lenkt die Aufmerksamkeit auf Details der Restaurierung. Man kann sich anschauen, was in diesem Metier gerade State of Art ist. Generell waren Respektabstände zwischen Alt und Neu das bau-praktische Credo. Im Stöckl hat man kein Glas direkt in die Arkaden eingebaut, sondern eine Glasfront vorgeblendet. Da wurde in der Tat kein historischer Nagelfluh-Stein angerührt. Selbst die Lichtschalter sind an frei stehenden Stelen positioniert. Natürlich hielt man auch mit allen Beton-Verschalungen Abstnd zur historischen Substanz. In Zukunft werden Passanten zu klösterlichen „Geschäftszeiten“ hineingehen können in den dann grünen Frauengarten: Hoffentlich bleibt er eine Oase der Stille, aber das ist in dieser Lage wohl nicht garantiert.
Hier ist nahe der neuen Klosterpforte auch ein luftiger überdachter Bereich aus Metall und Glas entstanden. Da überschaut man den Festspielbezirk – von der Freiluft-Orgel am Bühnenturm vom Haus für Mozart auf der einen und das Rupertinum auf der anderen Seite, die ganze Hofstallgasse entlang bis hinauf zum Museum der Moderne. Eigentlich ein sagenhaftes architektonisches Kunterbunt. Am Freitag war ja Tag des Weltkulturerbes, und da ging einem schon auch durch den Kopf, dass diesem gelegentlich über mitgespielt wurde in den Zeitläuften. (Wird fortgesetzt)