Wie es weitergeht nach dem Ende der Welt
HINTERGRUND / SCIENCE MEETS FICTION-FESTIVAL
13/10/21 Mit dem Weltende sind ausnahmsweise nicht politische Machenschaften gemeint und mit Fiktion nicht, dass die jüngst bekannten Winkelzüge unsere Vorstellungskraft bei weitem übersteigen. Beim Science meets Fiction-Festival geht es um das Wechselspiel zwischen technologischen Entwicklungen, gesellschaftlichem Wandel und deren Verarbeitung in künstlerischen Beiträgen.
Das Mottto in zwölf Veranstaltungen zwischen 27. September bis 10. Oktober war diesmal „It’s the end of the world as we know it“. Die Veranstaltungsreihe findet jedes Jahr im Auftrag der Stadt Salzburg statt. Science meets Fiction gibt es seit 2018. Im Gründungsjahr versammelte das Science Fiction-Festival Beiträge zum Verhältnis von Mensch und Maschine („Be human, stay human!“). 2019 widmete sich das Festival der Gleichzeitigkeit von Hochtechnologie und gesellschaftlichen Zuständen („High Tech & Low Life“). „Are you Real?“ lautete das Motto im vergangenen Jahr und stellte die Entwicklungen im Bereich Virtual Reality in den Fokus.
Ein Blick in den Weltraum, die Auswirkungen des Massentourismus in den heimischen Bergen, die Rolle von Computerspielen in gesellschaftlichen Debatten, die Ungleichverteilung von Vermögen, smarte Materialien und das Genre Science Fiction in Literatur und Kunst – die Themen waren sehr breit gestreut.
„Sehr haben wir uns auch dieses Jahr wieder über die positiven Rückmeldungen der Besucherinnen und Besucher gefreut, sagt die Organisatorin Katharina Kiening von der Robert-Jungk-Bibliothek. „Der Wunsch und die Notwendigkeit, fundiert über Zukunftsbilder zu sprechen, wurde immer wieder betont.“ Das habe man „gepaart mit viel Freude, Spaß und Witz einlösen“ können.
Elmar Schüll von der Forschungsgruppe Innovation und Gesellschaft der FH Salzburg, für Konzeption und Organisation verantwortlich, fasst zusammen: „Endzeiterzählungen, apokalyptische und post-apokalyptische Szenarien sind von Beginn an ein fester Bestandteil des Science Fiction-Genres. In den letzten Jahren erleben die Erzählungen von einem möglichen Ende der Menschheit aber eine bemerkenswerte Hochkonjunktur. Deshalb wollten wir uns mit der Faszination auseinandersetzen, die von den Motiven des Niedergangs, des Verfalls und des drohenden Endes unserer Welt in der Science Fiction ausgeht.“
Dabei sei deutlich geworden, dass die ganz realen Bedrohungen für uns und unsere Gesellschaft natürlich eine wesentliche Hintergrundfolie sind: die nach wie vor existierende Gefahr durch Kernwaffen, die spürbar werdende Klimakrise, die Erfahrung einer globalen Pandemie oder die zunehmende Kluft zwischen Mächtigen und Ohnmächtigen stellten die kollektive Zuversicht auf die Probe und erzeugten eine Situation, in der Endzeitfilme Relevanz erhalten. Elmar Schüll ist der zweite Teil des Veranstaltungsmottos, „as we know it“ wichtig: „Damit wollten wir darauf hinweisen, dass auch große Herausforderungen gemeistert werden können, und das scheinbare Ende der Welt eben nur jenes Ende der Welt ist, wie wir sie kennen.“ Alle zunächst katastrophischen Erzählungen rückten letztlich in den Mittelpunkt, „was uns als Gesellschaft ausmacht und was es deshalb zu bewahren lohnt – gerade wenn es eng wird: Solidarität, Mut, Leistungswille, Klugheit und Kooperationsbereitschaft, und eben Menschlichkeit.“
Das breite Programm des Festivals wird durch die Beteiligung vieler Wissenseinrichtungen getragen. Es engagierten sich die Forschungsgruppe Innovation und Gesellschaft der FH Salzburg, die Robert-Jungk-Bibliothek für Zukunftsfragen, das Literaturhaus Salzburg, das Salzburger Filmkulturzentrum DAS KINO, das Künstlerkollektiv gold extra, die AK Salzburg, das Haus der Natur, die Paracelsus Medizinische Privatuniversität, das Toihaus Theater, das Center for Human-Computer Interaction der Universität Salzburg, Pandora – Wiener Kreis zur digitalphilosophischen Anthropologie, die Stadtbibliothek Salzburg und die Rupertus Buchhandlung. (InfoZ)