Blechtafeln markieren Ländergrenzen!
HINTERGRUND / ÜBERSETZUNGSWETTBEWERB
12/03/21 Im Akademischen Gymnasium Salzburg lernt man offensichtlich sehr gut Englisch – und Deutsch auch. Beim europaweit ausgetragenen Wettbewerb Juvenes Translatores war Elena-Jael Seifarth erfolgreich, als Österreich-Siegerin.
Von Reinhard Kriechbaum
Österreichweit nahmen 65 Sprachbegeisterte aus neunzehn Schulen am Wettbewerb teil; EU-weit waren es fast 2800 Jugendliche. Sie konnten aus allen und in alle EU-Amtssprachen übersetzen. Für notorische Hochrechner: Das sind 552 mögliche Kombinationen! Elena-Jael Seifarth hat sich für Englisch-Deutsch entschieden. Das Thema des von ihr übersetzten, utopisch anmutenden Textes: Archaeological report: Brussels, 8 May 2095: Tagebucheinträge von einer Paddeltour von Jugendlichen an der Grenze zwischen Deutschland und Luxemburg. Eine der Anmerkungen des imaginären Archäologen ein dreiviertel Jahrhundert später: In dieser Zeit hat man Ländergrenzen mit Blechtafeln kenntlich gemacht, die an Pfählen montiert waren!
Mit Elena-Jael Seifarth hat zum zweiten Mal in Folge eine Schülerin des Europazweigs des Akademischen Gymnasiums Salzburg diesen internationalen Wettbewerb, der seit 2007 veranstaltet wird, gewonnen. Sie besucht die 7e-Klasse. Juvenes Translatores richtet sich an siebzehnjährige Schülerinnen und Schüler aus allen Mitgliedsländern. Er fand zeitgleich an ausgewählten europäischen Schulen von Portugal bis Finnland statt.
„Die kulturelle Vielfalt Europas drückt sich in unterschiedlichen Sprachen aus“, so Martin Selmayr, Leiter der Vertretung der Europäischen Kommission in Österreich. „Übersetzerinnen und Übersetzer bauen kommunikative Brücken und tragen entscheidend dazu bei, dass sich 27 Mitgliedstaaten in 24 Amtssprachen untereinander austauschen können und letztlich Kompromisse finden, die Europa wieder ein Stück weiterbringen.“
Die Mehrsprachigkeit und damit auch die Übersetzung haben seit der Gründung der Gemeinschaften einen festen Platz in der EU. Die Sprachenregelung war Gegenstand der allerersten Verordnung aus dem Jahr 1958 – damals hieß es noch EWG. Seitdem ist die Zahl der Amtssprachen mit den verschiedenen EU-Erweiterungen von vier auf vierundzwanzig gestiegen.
Wolfgang Mayer, Administrator des Akademischen Gymnasiums Salzburg: „Es freut mich sehr, dass die Leidenschaft und Begeisterung für Sprachen in unserem Europazweig sich auch an solchen Erfolgen unserer Schülerinnen und Schüler zeigt – nicht zuletzt dank der großartigen Begleitung durch unsere Sprachlehrerinnen und Sprachlehrer.“
Der Preis für die 27 Landessiegerinnen und -sieger aus den verschiedenen EU-Ländern wäre eine Reise nach Brüssel. Pech, geht heuer nicht. Die Preisverleihung wird in diesem Jahr online stattfinden.