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Das Pferd als solches ist gar nicht so leicht

SCHMIEDE HALLEIN / WERK- UND RÜCKSCHAU

28/09/20 Pferde/Horses war das Thema des 18. MedienKulturFestivals Schmiede in Hallein. Die Assoziationen gehen durch bei diesem Motto, galoppieren vom geschenkten Gaul seinem Maul über wüste Reitschulflüche bis hin zur eleganten Dressur. Aber wer wird dressiert? Der Mensch? Dessen Ideen und Gedanken in Krisenzeiten? Oder ließ man doch dem Einhorn die Zügel schießen?

Von Heidemarie Klabacher

Die Werkschau zum Abschluss der Schmiede zeigte, „was mit Kreativität und Witz in den letzten zehn Tagen technisch perfekt umgesetzt worden ist“, so die Veranstalter. Nicht nur Gäule, auch Metaphern und Assoziationen gehen durch, schießen bunt ins Kraut. Sollte die Schmiede nicht eigentlich Installationsfachbetrieb heißen, soviel, wie installiert wird? „Medienkunst und -kultur in Form von Skulpturen, Rauminstallationen, Video- und Audio-Installationen“ habe es am Freitag (25.9.) in der Alten Saline Hallein gegeben, so die Veranstalter. Aber auch Performances, Konzerte, Lesungen und eine App.

Das schräge Thema jedenfalls bracht Renn- und Schaukelpferde, Zelte und Rüstungen und ein Karussell in die Saline (eh gut, war doch beim Rupertikirtag wenig los). „46 Projekte in höchster Qualität und mit erstaunlicher Bandbreite wurden im Rahmen der Werkschau vorgestellt.“ Einige haben auch zum Thema gearbeitet.

Die Fotografin Sarah Krainer untersuchte freilich, was Isolation und fehlende Berührungen mit TänzerInnen und PerformerInnen machen: „Sie hat sich dafür eine Corona Sicherheitsbarriere aus Plastikfolie aufgebaut, die auch für die Bubble steht, in die uns Corona einschließt.“ Felicitas Grabner, Shiatsu- und TCM- Praktikerin „baute an einem fünfeckigen Holzzelt, welches sie dem Element Wasser widmete.“ (Pferde brauchen auch Wasser, Anm.) Melanie Mussegg und Georg Schütz, „ging es um Pferde, Kristalle und Zeit“: „Sie züchteten Kristalle aus unterschiedlichen Salzen, die sie in die Mähne eines Schaukelpferdes einarbeiteten. Das Wachstum dieser kristallinen Mähne wurde auf Video dokumentiert, der geschnittene Kurzfilm war während der Werkschau zu sehen.“ Im Projekt Riding sei deas das Rennrad von Georg Schütz zum Rennpferd geworden: „Die Sportperformance verstehe sich als Persiflage auf die Schnelllebigkeit von Instagram und anderen Bildformaten der Social Media.

Der italienische Architekt Stefano Mori zeigte seine Wasser/Licht Installation Indoor Rain, mit der neue Möglichkeiten geprüftt würden, „Die Menschen wieder mit den unberechenbaren meteorologischen Veränderungen und der Natur zu verbinden“. Matthias Krauß‘ Installation Dieses Schreiben ist ohne Unterschrift gültig habe melancholisch gestimmt, so die Veranstatler: „Sie besteht aus einer elektrischen Schreibmaschine, einem Roboterarm und einem Gummifinger. Auf der Schreibmaschine entstehen fiktive Ablehnungsschreiben, basierend auf wahren Geschichten.“ Die Installation untersucht die Wirkung negativer Entscheidungen und Ablehnungen, die keine menschliche Urheberschaft zu haben scheinen, sondern aus reinem Formalismus entstanden sind.

97 Teilnehmerinnen und das Team der Schmiede sind zusammengekommen, coronabedingt ohne Publikum, um „zu sehen, zu hören, zu erleben“, was in den vergangenen zehn Tagen passiert und entstanden ist: „Wir haben uns schweren Herzens entschlossen, unsere Werkschau heuer nur intern abzuhalten“ so Rüdiger Wassibauer, der künstlerische Leiter der Schmiede Hallein. Aber einen Live-Stream gibt es.

Und das Thema? Das sei daher gekommen, dass Rüdiger Wasserbauers Vater ein Reiter war und Österreich in München 1972 in der Disziplin Vielseitigkeit vertreten habe. Das Pferd sei Projektionsfläche für Fakten und Fake. Danke, alles klar!

schmiedehallein.com
Bilder: Schmide / Gabriele Krisch

 

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