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Es gibt sie noch, die guten Kleinen

HINTERGRUND / HAND.KOPF.WERK.

22/11/19 Auf der einen Seite die subjektive – und auch objektiv nicht von der Hand zu weisende – Wahrnehmung, dass die Salzburger ihre Innenstadt längst für den Tagestourismus aufgegeben haben. Auf der anderen Seite: Es gibt nicht wenige Handwerks- und Kreativbetriebe, die durchaus auch Einheimische in den Schatten von Mönchs- und Kapuzinerberg locken könn(t)en.

Von Reinhard Kriechbaum

Der Altstadtverband versucht das immer wieder PR-mäßig herauszustellen. Hand.Kopf.Werk. ist eine solche Initiative. 2014 wurde das Veranstaltungsformat, in dem Handwerks- und Kreativbetriebe zu Besuchen einladen, ins Leben gerufen. Anfangs Ende Jänner/Anfang Februar angesetzt, ist man damit bald in den Frühling gewandert. Heuer setzte man erstmals auf eine größere Zeitspanne von Mai bis Mitte November und auf einen bestimmten Wochentag, den Freitag, 28 Veranstaltungstage, mit 130 Angeboten. Rund fünfzig Innenstadt-Unternehmen haben sich beteiligt.

Der letzte Hand.Kopf.Werk.-Freitag (15.11.) führte beispielsweise nach Mülln, wo man auf vielseitige Handwerksbetriebe stößt, wenn man nur sucht. Uhrmachermeister Albert Gilli lud zu einer Funktionsschau an einem mechanischen Taschenuhrwerk bzw. einem Automatikwerk. Wer schaut schon einem Uhrmacher bei seiner Arbeit am Filigran quasi durch die Lupe?

Auch Malermeister Paul Bonfils gewährte Einblicke in seine Werkstatt und am Nachmittag hatte man die Möglichkeit, sich zur Turmuhr der Pfarre Mülln zu begeben. Ein Wunderwerk der Technik, das der Spezialist für solche Großwerke, Michael Neureiter, da vorführte. Vom Zauber der Bücher erzählte Gabor Schuster in der Buchhandlung Sorger. Jedes Druckerzeugnis setzt ja zwischen Autor und Ladentisch das Verlagswesen, also eine Kette von Arbeitsgängen voraus.

Die Workshops, Rundgänge, Vorträge und Betriebsbesichtigungen auf der Schiene Hand.Kopf.Werk. habe viel Begeisterung ausgelöst, freut man sich beim Altstadtverband. „Uhrmacher, Goldschmiede, Schuster, Zuckerlmacher, Geigenbauer oder Kulturinstitution: Diese Vielfalt an lebendigem Hand- und Kopfwerk gibt es wohl so geballt nur in der Salzburger Altstadt“, heißt es in der freilich recht zweck-optimistisch formulierten Presseaussendung. Immerhin: All das sind Innenstadt-Optionen, Inseln in der touristischen Überschwemmung und kleine Gegenkräfte zum Gürtel an Großmärten und Einkaufszentren, der die Taille der Stadt bedrohlich einschnürt.

Hand.Kopf.Werk. findet im nächsten Jahr zum siebenten Mal, auch wieder nach dem gleichen Schema statt - jeden Freitag von 17. April bis 26. Juni und von 11. September bis 13. November – www.salzburg-altstadt.at
Bilder: Altstadtverband / Kolarik

 

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