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HINTERGRUND / SYMPOSION / WIDERSTÄNDIG

20/11/19 Manchmal kommen die Schlagzeilen einer Initiative, einer Veranstaltung unerwartet zu Hilfe: Die Lehrerbewertungs-App, die innerhalb einiger Tage an die Spitze der Smartphone-Downloads gelangte, ist zwar schon wieder offline. Unterschiedliche Auffassungen von Widerständigkeit prallen da aufeinander.

Am Beginn eines Symposions mit dem Titel WIDERständig (22./23.11.) steht Theater: Fünf Schauspielstudierende verschiedener Jahrgänge des Thomas Bernhard Instituts stoßen am Freitag Abend im KunstQuartier das Denken an. Ein Herrscher verbietet, seinen Neffen zu bestatten, weil der auf der falschen Seite kämpfte. Eine junge Frau tut es trotzdem. Ist das nun ein Akt des Widerstands oder überflüssiger Trotz? Für literarisch nicht so Kundige: es geht um Sophokles und seine Antigone. Stücken wie diesen eignet ja, dass sie grundsätzliche Themen und Fragestellungen ansprechen. Die Antigone ist deshalb auch nach zweieinhalb Jahrtausenden noch nicht verjährt.

WIDERständig, ein „künstlerisch-friedenspolitisches Symposion“, wie es im Untertitel heißt, ist eine gemeinsame Veranstaltung des Friedensbüro Salzburg, der Universität Mozarteum Salzburg (Thomas Bernhard Institut), des Literaturvereins Prolit Salzburg und der universitären Kooperation „Wissenschaft und Kunst“. Eine vermutlich verbindende Überzeugung: Ohne Widerstand ginge wenig weiter, jedenfalls würde sich Entscheidendes viel zu langsam ändern. „Widerstand initiiert, provoziert und belebt persönliche und gesellschaftliche Konflikte und ist daher ein permanentes unverzichtbares Korrektiv für Fehlentwicklungen aller Art“, sagt Hans Peter Graß, Geschäftsführer des Friedensbüros Salzburg und Leiter des Symposions. Dass der Widerstand freilich aus dem Ruder laufen kann, zeigen nicht nur die von Hasspostings durchsetzten „sozialen“ Medien. Eine Frage nur: Was machen die neuen Möglichkeiten mit den potentiell Widerständigen selbst?

Der Journalist Robert Misik ist einer der Gäste beim Symposion. In seinem Impulsreferat „Die Gratwanderungen der Widerständigkeit“ wird auch zur Sprache kommen, welche Zeitpunkte, Haltungen und Handlungsmotivationen es braucht, um zu verteidigen, was gegenwärtig in Gefahr scheint: unsere demokratischen Gepflogenheiten, Institutionen und Selbstverständnisse.

In Impulsreferaten, Podiumsdiskussionen und Workshops wird anhand aktueller Bezüge – etwa der Bewegung der Gelbwesten und Fridays for future oder Widerstand im Netz – wird analysiert, welches Potential, welche Risiken und Grenzen in solchen aktuellen Formen gelebten Konflikts liegen. In Workshops besteht die Möglichkeit, sich mit persönlichen Fragen zum Thema Widerstand auseinanderzusetzen, das Potential von Crowdpower im Netz kennenzulernen und sich auch die Spannungsfelder im Kontext von Massenbewegungen genauer anzusehen.

Die Namen der Referentinnen und Referenten sind in einschlägigen Kreisen wohlbekannt, etwa die Feministin Sabine Beck, die Menschenrechtsaktivistin und Schauspielerin Mahsa Ghafari oder der Politologe, Friedensforscher und ehemalige Geschäftsführer am Zentrum für Konfliktforschung der Philipps-Universität Marburg, Johannes M. Becker. Harald Welzer, politologe und Soziologe, ist Autor zahlreicher Publikationen, zuletzt „Alles könnte anders sein. Eine Gesellschaftsutopie für freie Menschen“.

Ein besonders bunter Vogel: Clara Tempel ist 23 Jahre alt und organisiert „seit ihrer Jugend“ (so die Online-Kurzbiographie) Aktionen zivilen Ungehorsams etwa zu den Themen Atomwaffen oder Klimagerechtigkeit. 2013 hat sie mit anderen zusammen JunepA (Junges Netzwerk für politische Aktionen) gegründet. Das ist eine Plattform für junge Menschen, die gemeinsam Aktionen für gesellschaftlichen Wandel organisieren wollen. (Friedensbüro Salzburg)

WIDERständig. Künstlerisch-friedenspolitisches Symposium am 22. und 23. November im KunstQuartier und W&K-Atelier Salzburg – www.friedensbuero.at
Bild: Friedensbüro

 

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