Es ist sehr schnell und überraschend gekommen
HINTERGRUND / NS-ZEIT / SYMPOSION
28/11/18 „Es ist in Salzburg leider viel zu wenig bekannt, dass zu den antikirchlichen Maßnahmen, die das NS-Regime in Salzburg nach der Machtübernahme setzte, auch die Schließung der Katholisch-Theologischen Fakultät 1938 gehört“, sagt Dekan Alois Halbmayr. Das war also vor achtzig Jahren.
Um daran zu erinnern, richtet man ein zweitägigen Symposium am 29. und 30. November aus. Mit der Schließung der Theologischen Fakultät wurde „eine jahrhundertealte Tradition beendet und dem kirchlichen Leben in Salzburg ein weiterer schwerer Schlag versetzt“, betont Halbmayr, der die Tagung gemeinsam mit dem Salzburger Kirchenhistoriker Dietmar Winkler organisiert. „Zugleich seien damit auch alle Versuche, in Salzburg wieder eine Universität ins Leben zu rufen, wie dies die ebenfalls verbotenen Salzburger Hochschulwochen versuchten, zunichtegemacht worden, erklärt der Dekan.
„Die damaligen Ereignisse zeigen, wie schnell sich Plausibilitäten und vermeintlich verlässliche Rahmenbedingungen schlagartig ändern können. Noch relativ kurze Zeit davor war in diesem Ausmaß noch nicht abzusehen, was kurze Zeit später bittere Realität geworden ist“, erinnert Halbmayr und mahnt: „Wachsender Autoritarismus und Demokratiefeindlichkeit haben zu einer schleichenden Immunschwäche gegenüber dem NS-Gedankengut geführt. Es ist eine der wichtigsten Lehren aus den damaligen Ereignissen, für gesellschaftliche Dynamiken wachsam zu sein und rechtzeitig gegen Autoritarismus, Fremdenfeindlichkeit und Extremismus aufzutreten.“
Ernst Hanisch nimmt unterb dem Titel „Weltanschauung – Politik – Seelsorge“ die Katholische Kirche in Salzburg 1938 in den Blick, Josef Mautner von der Katholischen Aktion Salzburg spricht über „Ambivalenzen auf dem Weg zum März 1938. Katholische Soziallehre und autoritärer Ständestaat“. Über die Geschichte der Salzburger Fakultät, deren Aufhebung und Folgen für das kirchliche Leben referieren der Leiter des Archivs der Universität Salzburg, Christoph Brandhuber („Von Szeptern und Arkebusen. Streiflichter aus der Geschichte der Theologischen Fakultät“), der Salzburger Kirchenrechtler Alfred Rinnerthaler („Die Aufhebung der Theologischen Fakultät im September 1938. Hintergründe - Personelle Konsequenzen – Folgen“) sowie der Leiter des Linzer „Franz und Franziska Jägerstätter Instituts“, Andreas Schmoller („Der Kampf um die Waffenkammern des Geistes. Die theologischen und kirchlichen Bibliotheken Salzburg 1938 – 45“). Der Salzburger Kirchenhistorikers Roland Cerny-Werner hat sich „Die Auflösung der Theologischen Fakultät in NS-Dokumenten des Bundesarchivs Berlin“ genauer angesehen. Salzburger Theologen, vor allem auch dem Benediktiner Thomas Michels, widmen sich die Historiker Alexander Pinwinkler und Tobias Neubacher. Den Abschluss der tagung bildet eine Podiumsdiskussion mit dem früheren Salzburger Diözesankonservator Prälat Johannes Neuhardt und dem Wiener Kirchenhistoriker Rupert Klieber. (Erzdiözese Salzburg)