Ein starker Preis-Input für die Kino-Kultur
KULTURFONDS / DIE PREISTRÄGER 2018
21/11/18 Der Internationale Preis für Kunst und Kultur, eine der Auszeichnungen, die aus dem Kulturfonds der Stadt Salzburg gespeist wird, ging heuer an den Salzburger Filmemacher Bernhard Braunstein. Der Internationale Preis für Wissenschaft und Forschung wurde am Dienstag (20.11.) dem Musikwissenschafter Joachim Brügge überreicht.
2004 erlangte Bernhard Braunstein Aufmerksamkeit bei der Diagonale mit seinem Dokumentarfilm „Kopfbahnhof“, in dem er (zusammen mit Martin Hasenöhrl) die Bewohner der Wohnsilos am Salzburger Hauptbahnhof porträtierte. In seinem Film „Reisen im eigenen Zimmer“ (zusammen mit David Gross) ging es um den an demenz leidenden Salzburger Schriftsteller Gerhard Amanshauser. Für seinen ersten in Eigenregie produzierten abendfüllenden Dokumentarfilm „Atelier de Conversation“ wurde Braunstein 2017 mit dem Spezialpreis der Jury beim internationalen
Karlovy Vary Film Festival sowie mit dem ARTE-Dokumentarfilmpreis ausgezeichnet.
„Ihm ist alles wichtig: die Menschen und ihre Geschichten, der Ton – es ist ein Genuss, mit ihm die Welt zu erhören –, das Licht, die Farben, die Rolle der Kamera und die Transformation einer Realität in die laufenden Bilder am Schnittplatz, dem Ort der Machtausübung über die Bilder“, so Laudator Univ.-Prof. Albert Lichtblau. „Sein Respekt für die Menschen, mit denen er arbeitet, ist spürbar. Er muss sie dafür nicht unbedingt mögen. Auch das ist eine Größe.“
Seit 1994 ist Joachim Brügge an der Universität Mozarteum tätig, zunächst an der Abteilung für Komposition und Musiktheorie, seit seiner Habilitation an der Abteilung für Musikwissenschaft. Im Jahr 2011 übernahm er die Leitung des Instituts für Musikalische Rezeptions- und Interpretationsgeschichte der Universität Mozarteum, das er im Jahr 2006 gemeinsam mit Wolfgang Gratzer und Thomas Hochradner gegründet hat.
Die Musikwissenschaft müsse sich als Erstes dem Repertoire der Kunst und deren musikalischer Praxis verpflichtet wissen, sagt Joachim Brügge, 2018 Träger des Internationalen Preises für Wissenschaft und Forschung. Alle weiteren Fragestellungen leiten sich daraus ab. Sein historisches Interesse konzentriert sich auf den Zeitraum von der Wiener Klassik (W.A. Mozart) bis in die Gegenwart, hier beispielsweise zu Wolfgang Rihm bis hin zum amerikanischen und britischen Musical.
Der Kulturfonds-Preis für das Lebenswerk ging an den Gründer und Leiter des Filmkulturzentrums Das Kino, Michael Bilic.
An das Theaterkollektiv ohnetitel ging der Salzburgpreis des Kulturfonds. Thomas Beck, Dorit Ehlers, Sabine Jenichl und Arthur Zgubic sind das Kernteam. Raus aus Theaterräumen, rein in Lebensräume! Mit diesem Motto begann 2008 die kreative Arbeit von ohnetitel, und diese programmatische Linie zieht sich seitdem durch alle Projekte. Itzling, Schallmoos, Lehen, Maxglan, Nonntal – das waren Schauplätze von Aufführungen. In der Altstadt eröffneten sie in Kooperation mit der Initiative Architektur ein theatrales „Amt für Altstadtbeschwerden“, im Andräviertel gab es den „Tatort: Würstlstand“. Im Rahmen der Sommerszene 2015 bespielte man „Die Loge“ am Bahnhofsplatz und für die Sommerszene 2017 entstand die poetische Performance „Gärten von Gestern“ auf dem Kommunalfriedhof.
Antoinette Zwirchmayr erhielt den Förderpreis für Kunst und Kultur. Sie hat eine sehr spezielle Art des autobiographischen Films entwickelt, eine Art familiäre Oral History in eigener Sache. In ihrer Trilogie „Woran ich mich erinnere“ begibt sich Antoinette Zwirchmayr auf Spurensuche in ihrer eigenen Familiengeschichte. Der erste Teil „Der Zuhälter und seine Trophäen“ dreht sich um den Großvater, einst berühmter Bordellbesitzer in Salzburg, seine Vorliebe für die Jagd und sein erklärungsbedürftiges Frauenbild. „Josef – Täterprofil meines Vaters“ erzählt fragmentarisch die Geschichte des Vaters, der mit 17 Jahren eine Bank überfällt, ins Gefängnis kommt und später in Brasilien eine Edelsteinmine kauft. Der dritte Teil „Im Schatten der Utopie“ verknüpft schließlich Vergangenheit und Gegenwart; der Fokus ist nun auf Brasilien als schillernden, utopischen Zufluchtsort und die Frauen der Familie gerichtet. Im Film verweben sich ihre Gedanken, Erzählungen und die Stimme „des kleinen Mädchens, das ich gewesen sein könnte“, die Stimme der Filmemacherin.
Katharina Anzengruber erhielt den Preis für Kinder- und Jugendprojekte, konkret für ihr interdisziplinären Unterrichtsprojekts „Klangkörper – Körperklang“. Der Förderpreis für Wissenschaft und Forschung ging an Mario Gimona, der seit 2012 an der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität PMU forscht. Unter seiner Führung entstand am dortigen Zentrum für Querschnitt- und Geweberegeneration ein GMP Labor (Good Manufacturing Practice) zur Herstellung von therapeutischen Zellen. (InfoZ/dpk-krie)