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Tag des schutzlosen Denkmals?

HINTERGRUND / TAG DES DEKMALS

28/09/18 Wenn das Bundesdenkmalamt jedes Jahr am „Tag des Denkmals“ zu seiner Leistungsschau einlädt, dann haben immer auch jene Stimmen Hochkonjunktur, denen zu jedem geschützten, restaurierten Gebäude gleich ein Dutzend andere Bauten einfallen, deren Unterschutz-Stellung angebracht wäre.

Von Reinhard Kriechbaum

Gerade in den vergangenen Tagen haben Salzburger Altstadtschützer mächtig aufgedreht: Die Stiftung Mozarteum möchte nämlich den schmalen Foyerbereich zwischen Großem Saal und Wiener Saal neu gestalten. Man hat einen Architektenwettbewerb ausgelobt, ihn entschieden, und man hat beim Salzburger Landeskonservatorat in Sachen Denkmalschutz angefragt – und bemüht sich im übrigen, möglichst wenig Öffentlichkeit zu generieren. Das ist nur klug, denn wenn's ums Altstadt-„Museum“ geht, fühlen sich sehr viele Menschen zu Wortmeldungen berufen.

Ein Blick vor Ort zeigt die Situation: Zwischen Konzertsaal und Altem Mozarteum ein Steinbogen mit Gittertor. Drinnen ein enger, schattiger Hof mit noch muffigerem Schlurf nach hinten, ran an die feucht-moosigen Bastionsmauern. Man nützt den Raum als Fahrradparkplatz, zum Abstellen von Dingen, für Mistkübel und dergleichen. Fällt eh wenig auf, schaut ja kaum wer rein!

Jugendstil freilich ist's. Er wurde quasi routinemäßig mitgeschützt, als man den ganzen Komplex unter Denkmalschutz stellte. In Wirklichkeit ein baulich höchst unattraktiver, ein schon vom Münchner Baumeister Richard Berndl 1910/14 wenig inspiriert „hingekleisterter“ Verbindungstrakt. Schon mal die schmale, steile Stiege vom Kaffee-Foyer in den Wiener Saal hinaufbalanciert?

In diese Richtung argumentierte auch die Landeskonservatorin Eva Hody in einem publik gewordenen Brief an die Stiftung Mozarteum: Dieses „untergeordnete Bauvolumen“ habe „keine wesentlichen, denkmalbegründenden Eigenschaften“. Dem wäre nichts hinzuzufügen – außer dass es eine reichlich vorschnelle Wortmeldung war. Legistisch wäre der Vorgang nämlich kompliziert. Das Denkmalschutzverfahren müsste neu aufgerollt, der Schutz für diese paar Gebäude-Meter aufgehoben werden. Wer Eva Hody jetzt eine Präjudizierung eines Verfahrens vorwirft, hat – den Buchstaben des Gesetzes nach – grundsätzlich recht. Dazu kommt: Die Salzburger Landeskonservatorin hat offenbar Chancen, in Wien Chefin des Bundesdenkmalamts zu werden. Ihre Gegner haben sich auf sie jetzt voll eingeschossen. Das Material hat sie mit diesem patscherten Brief selbst geliefert.

Aufregung lohnt wirklich nicht. In der Führungsetage der Stiftung Mozarteum sitzen Menschen, die man mit „wertkonservativ“ wahrscheinlich adäquat beschreibt. Ein Hang zu Architektur-Radikalismus ist von ihnen nicht zu erwarten. Es fielen einem in Salzburg spontan Gebäude-Aushöhler mit deutlich weniger Skrupeln ein. Dass man ausgerechnet am „Tag des Denkmals“ eine Präsentation der Pläne aus dem Programm genommen hat, wirft ungünstiges Licht auf die Sache. Vielleicht versucht man's doch noch PR-mäßíg ein wenig offensiver, bevor sich Fronten endgültig verhärten?

Nebenbei nur: Hätte es vor hundertzehn Jahren schon ähnlich verbissenen Denkmalschutz gegeben, dann wäre die gesamte Häuserzeile im Schatten der alten Stadtmauern und Bastionen, in Sichtweite des Schlosses Mirabell und seines barocken Gartens, gar nicht gebaut worden: Jugendstil (Mozarteum), Zuckerbäcker-Kitsch (Marionettentheater), unterdessen „versachlichter“ Neobarock (Landestheater), weiterer Historismus beim Makartplatz ums Eck – das alles war einmal „moderne“, zeitgeistige Architektur. Wie schnell hat man sich dran gewöhnt!

Bilder: dpk-krie
Zu, Vorbericht "Tag des Denkmals"  Aus der Stadt bis ins Gasteinertal

 

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