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Ein Fürsprecher für offene, zeitgenössische Kultur tritt ab

HNTERGRUND / HEINZ SCHADEN

19/09/17 Mit dem Rücktritt des Salzburger Bürgermeister verliert die freie, zeitgenössische Kulturszene in der Stadt einen wichtigen Fürsprecher, der bemerkenswerte Akzente gesetzt hat. Der Dachverband Salzburger Kulturstätten zum Abschied des ambitionierten Salzburger Kulturpolitikers Heinz Schaden.

In Österreich lassen sich KulturpolitikerInnen, deren Kulturverständnis über Festspiele, Festivals und Brauchtum hinausgeht, schwer finden. Respektable, ja gute Kulturpolitik misst sich vor allem an der Offenheit und am Verständnis zeitgenössischer Kunst und der tatkräftigen Unterstützung und Förderung zeitgenössischer Kulturbetriebe und KünstlerInnen.

Mit dem Rücktritt des Salzburger Bürgermeister Heinz Schaden verliert die freie, zeitgenössische Kulturszene in der Stadt einen wichtigen Fürsprecher, der im Laufe seiner politischen Karriere bemerkenswerte Akzente gesetzt hat; kulturpolitische Kernpunkte, die für andere österreichische Städte Vorbildcharakter haben. Mit Heinz Schaden hat die Stadt Salzburg Anschluss an die kulturpolitische Moderne gefunden. Er hat einen Sinn für das Machbare und zu Machende: Ihn zeichnet die Neugier aus und die Gabe Neues zulassen zu können und damit Projekte, Institutionen, Initiativen zu ermöglichten, die zuvor in Salzburg kaum realisierbar waren.

Zugegeben nicht immer ohne Konflikte – aber in der Summe hat der sozialdemokratische Kulturpolitiker Heinz Schaden eine äußerst positive Bilanz in seiner Amtszeit vorzulegen: Nach den »verlorenen 1990ern« waren die Defizite in diesem Politikfeld in der Stadt Salzburg enorm, es brauchte einige Jahre, um die freie Kulturszene strukturell abzusichern, die teils heftigen Auseinandersetzungen zu beenden und auf neue Herausforderungen zu reagieren. Dies ist Heinz Schaden gelungen – mit einem Kulturleitbildprozess, in dessen Folge Ziele und Förderschwerpunkte gemeinsam formuliert und umgesetzt wurden, eine Politik, welche sich auch in erstmals halbwegs bedarfsgerechten Förderhöhen für die Institutionen und freien Gruppen manifestiert hat.

Förderhöhen sind ein Indikator für gute Kulturpolitik – unter Kultur-Ressortchef Heinz Schaden haben sich diese auch positiv entwickelt. Lagen die Ausgaben für die freie Szene bei Amtsantritt bei rund Euro 3 Mio., so sieht das Budget 2017 Ausgaben in Höhe von Euro 5 Mio. vor. Allein diese Zahlen – rund ein Prozent des Gesamthaushaltes der Stadt Salzburg wird für die freie Kulturförderung ausgegeben – dokumentieren nur einen Teil des kulturpolitischen Erfolges einer Stadt mit 150.000 EinwohnerInnen.

Die Etablierung mittelfristiger Förderungen, optimierte Verwaltungsabläufe, die Ermöglichung neuer kultureller Initiativen – kurz: eine breit aufgestellte und alle Sparten umgreifende Szene sind eine positive Auswirkung dieser Politik. Mehrere freie Theaterhäuser, Mehrspartenhäuser, ein freier Radio- und ein Communty TV Sender, kommunales Kino, nichtkommerzielle Galerien, freie Theatergruppen, der Schwerpunkt Tanz, dazu Veranstaltungsorte für zeitgenössische Musik – all jene Faktoren führen zu einer hohen Lebensqualität und den nötigen gesellschaftspolitischen Diskurs in einer Mittelstadt.

Zudem erwähnenswert ist für den Dachverband Salzburger Kulturstätten (er vertritt in der Stadt 45 Kulturstätten) auch das verstärkte Engagement für die geschichtliche Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus und seinen Opfern – symbolisch übernahm Bürgermeister Heinz Schaden auch die Stolperstein-Patenschaft für ein jüdisches Opfer des NS-Terrors.

Was wird bleiben? Aktuell sind zwei Bau-Projekte, die langjährige Defizite beenden werden, in der Umsetzungsphase: der Bau von Proberäumlichkeiten für die Theater- und Tanzszene in der Rauchmühle sowie der Bau des Architekturhaus Salzburg in der Riedenburg. Nötige Investitionen für eine Infrastruktur, die von der zeitgenössischen Kulturszene dringend benötigt werden.

Hinzu kommen mehrjährige Förderverträge mit Kulturhäusern, Valorisierungen, ein respektvoller und konfliktfreier Umgang mit den Protagonisten der Kulturszene und wenige substanzielle Mängel. Eine gute Ausgangsbasis also, um sich noch besser zu positionieren. Mit einer Bewerbung für als »Kulturhauptstadt 2024« etwa, eine Möglichkeit, mit der sich Heinz Schaden nicht anfreunden konnte.

Umsetzen konnte der SPÖ-Politiker diese Kulturpolitik im übrigen natürlich nicht alleine, absolute Mehrheiten hatte seine Partei im Gemeinderat nicht. Die nötige Mehrheit für diesen Kurs kam über Jahre von der Bürgerliste.

Kulturpolitisch hat die Stadt mit Kulturreferent Heinz Schaden stark profitiert, er hat Anstöße gegeben und überregionale Standards gesetzt – der Level für eine/n NachfolgerIn ist entsprechend hoch. (Dachverband)

www.kultur.or.at
Bild: dpk-krie

 

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