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Erfolg heißt Misserfolg

KOMMENTAR

Von Reinhard Kriechbaum

07/06/16 Wenn die Aktion „Hunger auf Kunst und Kultur“ ihre jährlichen „Erfolgszahlen“ bekannt gibt, dann besteht in Wirklichkeit so ganz und gar kein Grund zur Freude: Jeder ausgegebene Kulturpass mehr, jede zusätzlich spendierte Freikarte ist ein Spiegel wenig geglückter Sozialpolitik.

Im Jahr 2006 hat man 1.908 Eintrittskarten an Menschen vergeben, die vom materiellen Glück eher nur träumen können. Zehn Jahre später, 2015, waren es 9.844 Gratistickets zu Kulturveranstaltungen, also in etwa die vierfache Menge. 2008 lag die Zahl der ausgestellten Kulturpässe (sie sind die Voraussetzung zum Bezug kostenloser Eintrittskarten) noch knapp unter tausend, im Vorjahr waren es 2.300 Pässe.

Auch wenn man in Rechnung stellt, dass die Zahl der Kulturpässe natürlich auch deshalb gestiegen ist, weil der Zugang übersichtlicher gemacht (mehr Bezugsstellen) und die Infrastruktur für die Aktion „Hunger auf Kunst und Kultur“ verbessert wurde, bleibt natürlich festzuhalten: Jeder ausgegebene Kulturpass ist einer zu viel. Kulturpässe können „eine breit gedachte Armutsbekämpfungsstrategie (Bildung, Arbeit, Wohnen, Existenzsicherung, Einebnung der steigenden Ungleichheit …) nicht ersetzen“, hieß es in einem Pressegespräch heute Dienstag (7.6.) in Hallein. Armutsbekämpfung müsse nach wie vor zentrale Zielsetzung von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft sein.

Echte Freude ist eigentlich nur deshalb am Platz, weil die Zahl der Institutionen, die sich an der Aktion „Hunger auf Kunst und Kultur“ beteiligen, in den zehn Jahren von vierzig auf vierundsiebzig gestiegen ist, sich also fast verdoppelt hat. Es fehlt in der Kulturbranche mithin weder an Problembewusstsein noch an Hilfsbereitschaft. Bravo und danke!

Zur Meldung Den Kulturhunger auch im Land stillen

 

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