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Dinosaurier

KOMMENTAR

Von Reinhard Kriechbaum

04/06/14 Ein vertrautes Bild: Die Saurierhalle im Haus der Natur ist immer dicht bevölkert, die dürren Riesenknochen sind eine Attraktion nicht nur für Kinder. Wäre da doch noch echtes Leben drin! Die diversen Jurassic-Erlebnisparks könnten sich die aufwändigen Elektromotor-Antriebe für ihre Kunst-Geschöpfe sparen.

Keine Frage: Die Saurier haben sich zu sehr beeilt mit dem Aussterben. Da und dort so ein mittelgroßes Untier, und die Tourismus-Ankurbler hätten leichtes Spiel. Die meisten Saurier waren obendrein bescheidene Pflanzenfresser und hätten schon deshalb gut in unsere bio-bewusste Zeit gepasst.

Im Kulturleben gibt es glücklicherweise noch Dinosaurier, die der Evolution trotzen. Und das mit Erfolg. Die Salzburger Bachgesellschaft ist so ein rares und schon deshalb extrem schützenswertes Exemplar. Da bewegt sich wenig, aber es fehlt nicht an dankbarem Publikum. Neunzig Prozent Auslastung bei den Konzerten, das muss man erst mal schaffen. Wenn das Weihnachtsoratorium, eine Passion oder auch die Goldberg-Variationen auf dem Programm stehen, bleibt kein Sitz frei. Und wenn erst Mozart in Maria Plain angesagt ist, bricht gar ein Geranggel um Karten aus.

Für Jubelfeste sind Bach und seine Salzburger Statthalter auch alleweil gut: Geht man in Fünf-Jahres-Schritten vor, gibt es oft und oft Anlass für kleinere Festivals. In der kommenden Saison Bachs 330. Geburtstag und damit dreißig Jahre Bachwürfel – das sind schon ein paar Konzerte weg, und die werden ihre Abnehmer finden.

Auf den ersten Blick ist die enge Liaison, die sich zwischen der Bachgesellschaft und dem Institut für Alte Musik an der Universität Mozarteum ergeben hat, eine überaus fruchtbare Angelegenheit. Endlich eine Blutauffrischung auf der einen und ein Erproben des Konzert-Ernstfalls im beinah noch geschützten Raum auf der anderen Seite! Auf den zweiten Blick muss man die Angelegenheit etwas vorsichtiger einschätzen.

In den vergangenen zwanzig Jahren sind Dutzende Originalklang-Orchester entstanden und die Zahl an Kammermusikvereinigungen mit Originalinstrumenten geht in die Hunderte. Allein der Output der Schola Cantorum in Basel! Erstaunlich eigentlich, dass die Bachgesellschaft angesichts des Gagen-Preisverfalls gerade bei den Originaltönern nicht schon lange zugreift. Aber das hat wohl auch mit der Treue zu den liebgewonnenen Ensembles und auch mit dem Publikum zu tun, das Neues auch im Alten nicht so recht schätzt.

In einer Fachzeitschrift für Alte Musik war jüngst ein Thema, ob all die jungen, hochspezialisierten Aufführungspraktiker überhaupt noch eine Zukunft haben im Konzertleben unserer Tage, da historische „Informiertheit“ und Wendigkeit längst zum täglich Brot auch für sonst auf konventionellem Tongerät tätige Musikern gehört. „Nicht verzagen“, will man den wackeren Alt-Tönern zurufen: Vertraut auf die Dinosaurier und denkt dran: Bloß nicht zu früh der Evolution nachgeben!

Zur Meldung Rund wie ein Bachwürfel

 

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