Der Blick auf den Reiz des Ortes
KOMMENTAR
Von Reinhard Kriechbaum
21/11/24 Da war mal was: Mitte der Nullerjahre, also vor zwanzig Jahren, hatte Dieter Bogner im Auftrag von Stadt und Land Salzburg ein Museumskonzept erarbeitet. Das wurde – richtig erinnert als „Leuchtturmprojekt“ – bejubelt, ist dann aber ganz schnell im Chiemseehof und im Schloss Mirabell in den Schubladen verschwunden.
Warum das so war? Bogner, ein erfahrener und angesehener Kunstvermittler, hatte eine völlig richtige Diagnose gestellt: Der Barock gehört in die Barockstadt. Genau das ist es, was die Besucher hier suchen. In seinem Konzept wäre dem Orangeriebereich im Mirabellgarten, wo das Barockmuseum damals noch recht düster und unauffällig vor sich hin dunkelte, eine zentrale Stellung zugekommen. „Fenster auf“, so Bogners Ruf. Er wollte den Barock ins sonnendurchflutete Tageslicht gestellt wissen.
Damit kollidierte er aber mit dem damaligen Zeitgeist. Museumsleute hatten nichts weniger im Sinn, als ihrem Kerngeschäft nachzugehen, dem Herzeigen von Museumsstücken. Alles „Museale“ ward als gestrig verdächtigt. Man zeigte das Alte wenn schon, dann in Verbindung mit Konzeptkunst. Jedes Museum, das auf sich hielt, richtete eine Kunsthalle ein. Auch das Salzburg Museum kam ohne eine solche nicht aus.
Unterdessen haben sich die Wegweiser geändert. Zuletzt führte man im Wien Museum vor, wie wunderbar altmodisch, damit aussagekräftig und anziehend, eine durchdachte Museums-Neugestaltung ausfallen kann. Ganz ohne Interventionen zeitgenössischer Kunst. Museumsleute scheinen sich nun weniger ihrer eigentlichen Profession zu schämen.
Das ist jetzt die Chance schlechthin, da man mit dem Sattler-Panorama in die Orangerie im Mirabellgarten übersiedelt. Der Blick wird auf den eigentlichen Reiz des Ortes und damit der Stadt gelenkt. Man wird, wie es beschrieben wird, wohl mit allen Finessen der elektronischen Imagination und der digitalen Wissensvermittlung übers Weltkulturerbe Salzburg informiert werden. Aber der Hauptanziehungspunkt soll ja doch das Sattler-Panorama sein.
Für jene Touristenmassen, die zwischen Mirabellgarten und Abfahrtsstelle der Sound-of-Music-Busse zwangsläufig hier durchströmen, wird es hoffentlich ein lockender Informations- und Haltepunkt. In den angrenzenden Schaubereichen wird man allemal darauf hinweisen können, dass Salzburg nicht ausschließlich ein barockes Freiluftmuseum ist. Fazit: Eine voraussichtlich wirklich gute, attraktive Lösung für den seit zwölf Jahren ungenutzten Ort.