Eh alles ganz normal
KOMMENTAR
Von Reinhard Kriechbaum
14/09/23 Man konnte sich nur ungläubig die Augen reiben: „Elfriede Jelinek braucht keine Ehrenbürgerschaft, sondern umfassende Therapiemöglichkeit“ – unter diesem Titel hat gestern Mittwoch (13.9.) der Wiener FPÖ-Rathausklub eine Hetz-Aussendung gegen die Literaturnobelpreisträgerin und den Wiener Bürgermeister verbreitet.
Ursache für den Ausritt des Kultursprechers der Wiener FPÖ, Stefan Berger, ist die Zuerkennung der Ehrenbürgerschaft. „Wenn Jelinek diejenigen Österreicher, die gegen Wokeness, Klimakleber und gegen das Teichtmeister Skandalurteil auftreten, wörtlich als Normalitätsterroristen bezeichnet und dabei den Bogen zum NS-Regime spannt, dann sagt das alles über diese Person aus.“
Ein Einzelfall? Ebenfalls gestern saß der Salzburger Landtag zusammen und hat mit ÖVP-Mehrheit dem Antrag der FPÖ stattgegeben, die Landeshymne Land uns'rer Väter in das Landesgesetz aufzunehmen. Über die Nazi-Verstrickungen ihrer Schöpfer haben wir ausführlich berichtet. Kritik an der Landeshymne kommt nicht gut an im Land. Jetzt aber sei die Salzburger Landeshymne „vor linken Umtrieben sicher“, zitieren die Salzburger Nachrichten heute Donnerstag (14.9.) den FPÖ-Klubchef Andreas Schöppl.
Höchste Zeit wohl, dass auch diese linken Umtreiber gegen die Blut-und-Boden-Ideologie der Landeshymne in Therapie kommen. Vielleicht finden sich in der Reihen der Identitären Bewegung kundige Seelenklempner, die Menschen mit deutlichem Linksdrall zurechtklopfen? Der neue Chef der Stadt-FPÖ, Paul Dürnberger, hat bekanntlich an einer von den Identitären maßgeblich mitgetragenen Demonstration in Wien teilgenommen. Er erhielt Schützenhilfe von einem Parteifreund, dem Landtagsabgeordneten Dominic Maier. Die Identitären seien, erfuhren wir da staunend, sei eine Organisation „wie der Alpenverein oder SOS-Kinderdorf“. Jedenfalls nicht verboten.
Drei Meldungen an einem Tag. Einem ganz normalen Tag..