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KOMMENTAR

Von Reinhard Kriechbaum

10/12/21 66 Straßen in Salzburg tragen die Namen alter Nazis. Bei dreizehn davon hat ein so hochkarätig wie lauter besetzter Historiker-Fachbeirat die Verstrickung der Namensgeber als so gravierend bewertet, dass für die Stadtpolitik „Diskussions- und Handlungsbedarf“ bestehe. Sprich: Dass es gut wäre, sie umzubenennen. Was jetzt passieren wird: So gut wie nichts.

Das hat gestern Donnerstag (9.12.) der Kulturausschuss festgeschrieben, und so wird es am 15. Dezember der Gemeinderat beschließen: ÖVP und FPÖ sind gegen eine Umbenennung und haben die SPÖ, die fünf Straßen umbenannt wissen wollte, und die Bürgerliste, die für alle dreizehn Straßen Umbenennungen gefordert hatte, überstimmt.

Bürgermeister Harald Preuner und die Stadt-ÖVP hatten die denkbar minimalistischste Lösung angestrebt: Nur in vier Fällen Erläuterungstafeln. Jetzt werden es doch dreizehn. Was da genau drauf stehen wird, möchte der Kulturausschuss sehen, bevor sie endgültig angebracht werden. Es wird schon einen Grund haben, dass man den Texte-Schreibern nicht recht über den Weg traut.

Es bleiben also die Straßennamen von Ober-Nazis wie Josef Thorak, Hans Pfitzner, Erich Landgrebe und von zehn weiteren. Einige lokale Ikonen wären auch fällig gewesen, etwa der spätere Adventsingen-Gründer Tobi Reiser, der Dichter Karl Heinrich Waggerl oder der Kunsthistoriker Hans Sedlmayr. Dass man Herbert von Karajan nicht um seinen Platz vor dem Festspielbezirk bringen werde, war vorauszusehen (und im übrigen einer der wenigen Punkte, in denen auch innerhalb der Historikerkommission Uneinigkeit bestand).

Dass die 1.100-Seiten des Historiker-Fachbeirat nun de facto Makulatur sind, vom Tisch gewischt mit einer Art Gegengutachten des ÖVP-nahen Historikers Robert Kriechbaumer, verblüfft denn doch. Aber die Arbeit des Fachbeirats hatte eben einen gravierenden Makel: Sie wurde noch von Bürgermeister Heinz Schaden, also in der SPÖ-Stadtregierungszeit in Auftrag gegeben. Das durfte nicht sein. Schwarz und Blau können jetzt stolz drauf sein, die Dinge wieder ins rechte – ins rechte! – Lot gebracht zu haben.

Dreizehn Erklärungstafeln werden also irgendwo hängen. Nicht nur Papier ist geduldig, auch geprägte Schrift. Die maximale Unauffälligkeit ist gesichert. Oder lesen Sie Beipackzettel?

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