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Gefragt ist der Mut zur Lücke

GASTKOMMENTAR

Von Wolfgang Stern

06/04/20 Eigentlich war das schon immer eine meiner Grundeinstellungen, auch in jungen Jahren. Wenn man etwas nicht gelernt hat, aus verschiedenen Gründen, auch wegen Krankheit, oder nicht erfahren konnte, war das sicher nicht das große Übel. Jetzt beschäftigen sich plötzlich viele, um die Zentralmatura zu retten. Gerade so, als ob das das Wichtigste im Leben wäre.

Sind SchülerInnen einmal in der Maturaklasse angelangt, dann haben sie eigentlich genug beweisen müssen, um eine Berechtigung zum Abschluss zu haben. Geben wir doch den jungen Menschen den Persilschein für ein Weiterstudium. Es wird sich ohnehin bald zeigen, ob sie bestehen können oder nicht. Wir sind in einer Notsituation, in der Gesundheit vorrangig ist und die eine oder andere Wissenslücke leicht vertretbar ist. Vieles wird gelernt und rasch vergessen. Wo ist dann der Unterschied, wenn ein Kapitel in der Schule ausgelassen wird? Pädagogische Verantwortung ist zur Zeit hinter die gesundheitliche Verantwortung zu stellen.

Auch zu Hause läuft es vielfach unrund. Überforderte Eltern spielen Hauspädagogik, die so nicht stattfinden sollte. Falscher Ehrgeiz ist auch eine heimtückische Krankheit. Ein Schulwechsel steht bevor. Na und? Noten werden überbewertet. Warum? Vieles ist möglich, Ruhe bewahren wäre das Wichtigste und – vor allem – den eigenen Kindern Liebe schenken.

Welche Werte sollten uns wichtig sein? Der Wissenserwerb durch zweifelhafte Maßnahmen ist da nicht dabei. Schule ist wichtig und notwendig, aber jetzt nachrangig. Und wenn man wirklich ein Jahr versäumen sollte…? Früher haben Studenten noch die Semestervorschreibungen einigermaßen eingehalten, heute gibt es genug Studenten, die im Alter von 25 bis über 30 Jahren abschließen. Und?

Bleiben Sie gesund, erkennen Sie, was in dieser Situation wichtiger ist als die Schule. Vielleicht eine Gelegenheit, neue Ansätze im Denken und Werten zu finden. Dazu muss man halt auch offen und bereit sein – Mut zur Lücke!

 

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