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Das kulturelle Schienennetz im Land

KOMMENTAR

Von Reinhard Kriechbaum

12/03/18 Ein Kulturentwicklungsplan, wie ihn das Land Salzburg heute Montag (12.8.) vorgelegt hat, kann beides sein: Buchstaben-Balsam auf den Seelen der Kulturarbeiter und Künstler, der Kulturschaffende und -konsumenten für's erste einmal ruhig stellt. Er kann aber auch so etwas wie ein stabiler Gleiskörper sein, auf dem in Zukunft tatsächlich die konkreten Maßnahmen der Kulturpolitik rollen.

Bleibt man beim Bild der gelegten Schienen, dann muss man ein Auge darauf haben, ob es um Hauptstrecken geht oder um ein vernünftig geknüpftes Netz des öffentlichen Schienenverkehrs, vor allem auch Geleise mit einer ausreichenden Zahl an Weichen. Auf die regionalen S-Bahnen und ihren Taktverkehr ist zu schauen, und vielleicht findet sogar noch die eine oder andere Schmalspurbahn in entfernte Täler. Das ist nicht nur geographisch, sondern mehr noch inhaltlich gemeint. Wie oft ist Überlebenshilfe durch Förderpolitik entscheidend.

Vergleicht man den neuen Kulturentwicklungsplan mit dem, was die derzeitige Bundesregierung nach ihrem Amtsantritt (nicht) vorgelegt hat in Sachen Kultur, dann darf man in Salzburg durchaus optimistisch in die Zukunft schauen. Die Handschrift wirkt absolut nicht so apodiktisch-neoliberal, wie sie uns im Wiener Regierungspapier offen entgegen scheint. Das „Sichtbar- und Zugänglichmachen von Kunst und Kultur auch abseits von touristischen und ökonomischen Anforderungen“ ist sogar dezidiert formuliert im Kapitel eins und klingt wie ein Korrektiv zu Türkis-Blau. Nirgends steht, dass Förderung nur dazu da ist, die Kultur anzuschieben, auf dass sie sich eines Tages selber trage und rechne. Das ist schon viel wert in Zeiten wie diesen.

Der festgeschriebene „Beitrag von Kunst und Kultur für die persönliche Entwicklung und für den Zusammenhalt in der Gesellschaft“, vor allem auch der „Wert von Kulturarbeit für den ländlichen Raum“ dürfte in diesem Sinn nicht nur Lippenbekenntnis sein.

Die „Stärkung des Bewusstseins für die Wichtigkeit von Kunst und Kultur bei den politischen Entscheidungsträgerinnen und -trägern des Landes, der Städte und der Gemeinden“ ist, so man's ernst nimmt und die Aussage auch nach der Landtagswahl noch gilt, eine Selbstverpflichtung. „Politische Verantwortung und Gestaltungswille“ sind im Prolog ebenso festgeschrieben wie „Transparenz und Partizipation“. Hält man sich daran, dann sollte die „Festigung des Selbstbewusstseins für Kunst und Kultur in den Regionen“ so machbar sein wie die „kulturelle Bildung“.

Eine „Präambel“ gibt es dann auch noch, und auch dort steht, das Land Salzburg beabsichtige, „mit dem vorliegenden Kulturentwicklungsplan Kunst und Kultur als zentrale Säule im politischen Selbstverständnis des Landes nachhaltig zu verankern“. Zu berücksichtigen seien „die vielfältigen Funktionen und die unterschiedlichen Werte, die mit künstlerischer Produktion und kultureller Arbeit einhergehen“. Festgeschrieben wurde die „zentrale Stellung“ bei der Förderung zeitgenössischer Kunst, „insbesondere die Produktion, die Vermittlungsarbeit

sowie die Orte und Infrastruktur betreffend“. Kulturelle Freiräume für Kinder und Jugendliche sind ebenso angesprochen wie „inter- und transkulturelle Ansätze“ oder die „Erhöhung der Qualität der Baukultur im gesamten Bundesland“.

Man sieht dem Kulturentwicklungsplan an, dass in ihn umfängliche und breite Diskussionen eingeflossen sind. Man kann die meisten Absichten und Ziele vorbehaltlos unterschreiben. Was das alles wert ist, kann sich erst über die Jahre und aus der realen Förderpraxis herausstellen.

Zur Meldung „Die Heilige Schrift der Kulturpolitik“
Zur Dokumentation (1) Die „grundsätzlichen Ziele“

 

 

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