Normalzustand wiederhergestellt
KOMMENTAR
Von Reinhard Kriechbaum
11/07/17 Und wieder steht die Universität Mozarteum ohne Kopf da, was ja schon der Normalzustand ist, seit der Vertrag mit Siegfried Mauser vor gut einem Jahr gelöst wurde. Die mehrheitliche Zufriedenheit, die sich im Haus nach der Bestellung von Reiner Schuhenn breit machte, hat sich am Montag (10.7.) jäh in Nichts aufgelöst: Schuhenn wird sein Amt nicht antreten.
Vom Donner gerührt: So könnte man die Stimmung bezeichnen, in der zur Nachmittagsstunde eine mehr als knappe Presseaussendung raus ging. „Prof. Reiner Schuhenn informierte am Montag, 10. Juli 2017, den zuständigen Bundesminister wie auch den Universitätsrat der Universität Mozarteum, dass er mit sofortiger Wirkung von seinem Wahlamt als designierter Rektor zurücktritt.“ Der Universitätsrat werde „baldmöglichst“ zusammenkommen, um „über den Inhalt einer Neuausschreibung“ zu beraten. Viel gibt es da wohl nicht zu beraten, es sei denn, man sieht sich nochmal die auf Platz zwei und drei gereihten Kandidaten der letzten Auswahl an. Aber das wäre verfahrenstechnisch nicht lupenrein. Die Amtsgeschäfte werden bis zum Amtsantritt eines neuen Rektors/einer neuen Rektorin gemäß der interimistischen Geschäftsordnung von der Vizerektorin für Außenbeziehungen Sarah Wedl-Wilson und dem Vizerektor für Lehre Mario Kostal geführt. Also alles wie gehabt.
Reiner Schuhenn, ein hoch qualifizierter Musiker (als Chordirigent) und erfahrener Musikhochschul-Leiter (er war Rektor der Folkwang Musikhochschule Essen) hat das Weite gesucht, bevor er noch überhaupt in Salzburg angekommen ist. Gespießt hat es sich, weil er andere Vizerektoren favorisiert hat als der Universitätsrat. Die amtierende Crew wäre nicht mehr zum Zug gekommen.
Dabei wäre diesmal, so heißt es, der Senat der Universität auf Linie des neuen Rektors gelegen, der Universitätsrat habe sich quergestellt gegen die beiden von Schuhenn favorisierten Damen. Zuvor, bei der langwierigen nach einem neuen Rektor, war es umgekehrt, da hat der Senat Steine geschmissen und Fußangeln gelegt, wo nur möglich.
Wie dem auch konkret nun gewesen ist, welche Seilschaften sich wie auch immer in Position gehängt haben: Reiner Schuhenn hat wahrscheinlich das aus seiner und auch aus objektiver Sicht Goldrichtige getan. Wozu sich überhaupt eine Führungsposition an einer österreichischen Universität antun? Endlos-Kämpfe zwischen Senat und Universitätsrat sind der Normalfall geworden, nicht nur bei den Kunsthochschulen. Und man denke an die Grazer Musik-Uni, wo im Vorfeld der letzten Rektorinnen-Kür ein mindestens so intensiver Hickhack herrschte wie am Mozarteum. Weder die juridischen Konstruktionen noch die Hochschulpolitik generell sind dazu angetan, die Besten anzulocken. Schon gar nicht in Führungspositionen.
Und man braucht auch nicht mit dem angeblich singulären Ruf des Mozarteums zu kommen. Wie man jetzt von Reiner Schuhenn praktisch vorgeführt bekommen hat: Wenn rundum so manches nicht passt, ist es durchaus eine Lösung, auch auf eine grundsätzlich sehr angesehene Institution mit Mozart im Namen zu pfeifen.