Gemeinwohl
STICH-WORT
25/10/22 „Kunst“ – Theater, Bilder, Musik – machen ist nicht genug. „Welt retten“ ist das Mindeste, das sich Verantalter und Institutionen auf die Fahnen heften müssen. Gerechtigkeit, Gleichberechtigung und Frieden, sozial wie global, erwirken sowieso... Wichtiger sind kleine Schritte. Das Theater ecce wurde ein „Gemeinwohl zertifiziertes Unternehmen“.
Von Heidemarie Klabacher
Das Zertifikat vergibt der Verein „Gemeinwohl Ökonomie Österreich“ mit Regionalgruppen in allen Bundesländern. „Gemeinwohl Ökonomie“ gibt's übrigens auch international: Weltweit hat der Verein 4.333 Mitglieder in 1,014 Unternehmen 175 Regionalgruppen 44 Kommunen und 35 Ländern.
Das Theater ecce also nun Mitglied der GWÖ Regionalgruppe Salzburg. „Das Theater ecce als gemeinnütziger, nicht gewinnorientierter Verein beschäftigt sich seit seiner Gründung mit sozialen Prozessen. Alle Veranstaltungen führen wir seit vielen Jahren nach den Kriterien des green event labels durch. Als kleiner Kulturbetrieb kämpfen wir aber auch seit Beginn um faire Arbeitsbedingungen für unsere Beschäftigten“, sagt Reinhold Tritscher, der künstlerische Leiter des Theater ecce. Er könne sich noch gut an einen Satz erinnern, den der Choreograf, Tänzer und Regisseur Wolf Junger vor zwanzig Jahren gesagt habe: „Wir sind in der freien Szene Vorreiter für neoliberale Arbeitsverhältnisse.“
Junger hatte recht, meint Tritscher: „Wir halten seit mehr als zwei Jahrzehnten Werte wie Solidarität, Menschenwürde, Soziale Gerechtigkeit, ökologische Nachhaltigkeit in unseren Projekten hoch und treten in vielfältiger Weise dafür ein. Aber wie wirtschaften wir wirklich?“ Nach 25 Jahren sei man „auf dem Weg von einer freien Gruppe zu einer kleinen Kultureinrichtung“ und beschäftige sich „mit dem Aufbau einer tragfähigen Struktur für die nächste Generation“.
Zum Gemeinwohl-Zertifikat ist die Erstellung eines Gemeinwohlberichts erforderlich. Diesem vorangegangen sei eine Phase der Evaluation, und zwar das ganze Jahr 2021 hindurch: „Eine sehr arbeitsreiche Auseinandersetzung und genaues Reflektieren unseres Tuns.“ Zentrale Fragen lauteten etwa: Wie gehen wir mit uns selbst und unseren Beschäftigten um? Wie behandeln wir unsere Kund*innen, Besucher*innen und Workshopteilnehmer*innen? Welche LieferantInnen und Partnerinstitutionen haben wir und warum? Was hat sich im Lauf der Jahre zufällig ergeben? Was steht tatsächlich in Übereinkunft mit unseren Absichten und Überzeugungen? Wie weit sind Werte wie demokratische Mitbestimmung, soziale Gerechtigkeit und Transparenz im Einklang mit unserem tatsächlichen Tun? Wie ist ökologisch nachhaltiges Handeln in unserem Betrieb strukturell verankert, wie weit passiert es zufällig aufgrund der handelnden Personen? Wo haben wir Einfluss auf unsere Lieferant*innen?“
„In vielen Details wurden wir in unserem Vorgehen bestätigt. Einige Punkte hatten wir bisher nicht oder kaum beachtet. Entwicklungspotential und Verbesserungsschritte wurden erkannt und sollen umgesetzt werden“, erklärt Reinhold Tritscher. Bestärkt und beschleunigt habe diesen Prozess auch das Streben nach Fair Pay. „Wir habe die seit langem angestrebten Mindesthonorare 2021, trotz schwieriger Verhältnisse, zum allergrößten Teil umgesetzt“, berichtet Reinhold Tritscher. Dieses Jahre werde man Mindesthonorare – mit Ausnahme der Führungsebene – „zu voraussichtlich hundert Prozent für alle Beschäftigten“ umsetzen können.
„Neben der ARGEkultur und dem Bildungszentrum Sankt Virgil ist das Theater ecce unseres Wissens einer der wenigen gemeinwohlzertifizierte Kulturbetriebe im Land Salzburg“, so Reinhold Tritscher. Stimmt. Sie ARGEkultur hat ihren ersten Gemeinwohlbericht 2016 erstellt, findet man auf der ARGEwebsite. Auf der Website von „Gemeinwohl Ökonomie Österreich“ findet man als Salzburger Nicht-Kultur-Unternehmen etwa TRUMER Privatbrauerei, LAUBE GmbH, Buchbinderei Fuchs, Fahnengärnter oder Fliesen Bader. ARGEkultur und Theater Ecce sind in der „Auswahl von gemeinwohl-bilanzierten Unternehmen aus Salzburg“ (noch/noch immer ) nicht aufgelistet. „Sollte Ihre gemeinwohl-bilanzierte Organisation noch nicht aufscheinen, wenden Sie sich bitte an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! .“ Steht auch da.
Über Gemeinwohl Ökonomie Österreich siehe unter - austria.ecogood.org - hier der Gemeinwohlbericht des Theater ecce - www.dropbox.com
Bilder: Theater ecce / www.dropbox.com