asdf
 

Armseligkeit

STICH-WORT

16/09/22 Das kofomi (Komponist*innenforum), das gerade in Mittersill stattfindet, hat ein Foto ins redaktionelle Postfach gespült, das uns ins Grübeln bringt. Gerade dieser – etwas dilettantische – Schnappschuss lässt einen nachdenken über stadt- und dorfplanerische Armseligkeit und den schweren Stand von Kultur, die man doch so gerne in die Landgemeinden bringt.

Von Reinhard Kriechbaum

Zwei Frauen also auf dem Stadtplatz in Mittersill. Links Anna Clementi, eine Stimm-Performerin, die sich unter anderem als Interpretin der Musik von John Cage einen Namen gemacht hat und ein Werk von ihm auch am Dienstag (13.9.) bei einem Konzert im BORG Mittersill hat hören lassen. Am Mittwoch (14.9.) trat sie gemeinsam mit Pamelia Stickney im Freien auf, die mit ihren Händen einem Theremin Klänge entlockte.

Wir wissen nicht, ob sich hinter dem Rücken des Fotografen Zuhörer befinden. Den Radfahrer und seine Freunde links stört die Musik jedenfalls nicht bei einer angeregten Plauderei. Drei ältere Leutlein im Hintergrund schauen immerhin in Richtung Geräuschquelle. Der Bär ist wohl nicht los an einem eher grauen Mittwochnachmittag in Mittersill.

Ins Auge sticht die Platzgestaltung, die voll dem gestalterischen Mainstream entspricht. Ordentliche Granitstein-Quader, ein Mistkübel im Universal-Design. Mehrere Betontröge stehen da für Grünzeug, das als Bäume zu bezeichnen schon eine gewisse optimistische Weltsicht voraussetzt. So sehen Plätze in Stadt und Land eben aus, von Radstadt bis Mittersill (wenn man Salzburg querüber betrachtet). In Nordsüd-Richtung ist ist die gestalterische Uniformität gleich bedrückend.

Ja, schwer hat man's in solch wenig anregenden Umgebungen. Kunst-Aktionen wirken dort irgendwie besonders verloren und sind ja doch wichtig, um wenigstens dann und wann von der Armseligkeit abzulenken. Seit 26 Jahren tut dies das kofomi, auch wenn es mehr Insider-Treffen als Publikumsmagnet ist. Auf der Website dieser Traditionsveranstaltung heißt es: „Nie war es notwendiger, der Kunst für Protest, Einspruch und Vision Raum und Räume zu geben.“ Wie wahr.

Heute Freitag (16.9.) wurden zur Mittagsstunde Workshop-Ergebnisse mit Schülern des BORG Mittersill ) vorgestellt. Morgen Samstag (17.9.) geht das kofomi mit einem Konzert mit allen zehn Teilnehmerinnen und Teilnehmern zu Ende (19 Uhr, ebenfalls im BORG) – kofomi.com
Bild: kofomi.com

 

DrehPunktKultur - Die Salzburger Kulturzeitung im Internet ©2014