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Marmorkrebs

STICH-WORT

06/07/21 Meistens kommen Tiere im DrehPunktKultur nur vor, wenn sie als Teil unserer Kultur- und Naturlandschaften allmählich rar werden und es gilt, sie selbst und ihre Biotope zu schützen. Im Fall des Marmorkrebses ist es ganz anders: Ihn wollen Naturschützer, auf ökologische Vielfalt bedacht, in die Hölle schicken.

Nicht, dass er ganz unhübsch anzusehen wäre, in seinem deutlich marmorierten, braun-olivgrünen Panzer. Feministinnen könnte das Tier sogar auf Anhieb total sympathisch sein: Es gibt nur Weibchen, für die Vermehrung braucht es keine männlichen Krebse. Jungfernzeugung heißt das mit Fachwort. Die Dornen entlang der Nackenfurche suggerieren sogar eine gewisse Wehrhaftigkeit dieser gepanzerten Jungfrauen.

Marmorkrebse sollte es hierzulande gar nicht geben. Eigentlich überhaupt nicht in der Natur. Es ist eine mutierte Sonderform des amerikanischen Everglades-Florida-Krebses, die in der Aquaristik entstanden ist. Der Karlsbader Weiher in der Stadt Salzburg hat es unter Teich-Biologen zu problematischer Bekanntheit gebracht: Hier wurden Marmorkrebse das erste Mal in Österreich gesichtet. Das war 2018.

Los wird man die Viecher nicht mehr, hieß es heute Dienstag (6.7.) bei einem Pressegespräch am Ufer des Karlsbader Weihers. Vor allem gehe es jetzt darum, die Verbreitung zu verhindern. Die Marmorkrebse seien nämlich „Kletter- und Ausbruchskünstler“, berichtet Daniela Latzer vom Landesfischereiverband Salzburg. Im August des Vorjahrs haben sich die Marmorkrebse bei feuchter Witterung vom Karlsbader Weiher aus auf Wanderschaft in Richtung weiterer Salzachseen begeben.

„Dank der Meldung von aufmerksamen Spaziergängern und den Kollegen beim benachbarten Gartenamt wurde durch den zuständigen Fischereiberechtigten der Peter-Pfenninger-Schenkung sofort eine Sammelaktion gestartet. Dabei wurden innerhalb kurzer Zeit über 350 Tiere aufgesammelt.“ Übersehen sollte man sie nicht: Die Tiere werdemn bis zu zwölf Zentimeter groß.

Kristina Aigner (im Bild) beschäftigt sich in ihrer Masterarbeit an der Universität Salzburg mit der invasiven Art: „Das Wissen über diese mutierte Krebsart und sein Verhalten im Freiland ist entscheidend, um den Bestand weiter eindämmen zu können,“ bestätigt die Jungwissenschafterin. Um die Marmorkrebs-Population möglichst niedrig zu halten, wird der Bestand seit der Entdeckung regelmäßig mit Reusen gefangen.

Eine natürliche Maßnahme gibt es auch: „Der Marmorkrebs ist bei Raubfischen wie dem Hecht als Beute beliebt“, hieß es im Pressegespräch. Aber was sagen die friedlichen Bewohner im Karpfenteich zu dieser Bio-Rosskur? (Landeskorrespondenz/dpk-krie)

Bild: Land Salzburg / Camera Suspicta - Susi Berger

 

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