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„S’brent! briderlekh, s’brent!“

STICH-WORT

27/04/20 Aus einsichtigen Gründen kann die heuer für den 30. April geplante Gedächtnisveranstaltung an die Salzburger Bücherverbrennung 1938 nicht stattfinden. Dafür gibt’s den ganzen Mai hindurch drei Mal täglich eine akustische Erinnerung per Glockenspiel und Online-Lesungen.

„Gerade in aktuellen Zeiten sehen wir, wie wichtig es ist, Haltung zu beweisen“, sagen Karl Müller, Albert Lichtblau und Tomas Friedmann von der Initiative Freies Wort. Die drei Initiatoren der erfolgreichen Veranstaltung „Zivilcourage“ im vergangenen Jahr wurden von Stadt und Land Salzburg eingeladen, jedes Jahr eine Aktion zur Salzburger Bücherverbrennung zu organisieren. Wichtig ist den Kulturvermittlern der Bezug zur Gegenwart, ein wechselndes Thema, die Einbindung von Künstlern und des Salzburger Glockenspiels – sowie die Kooperation mit engagierten Initiativen und Partnern wie dem Salzburg Museum.

Für den 30. April wäre eine Veranstaltung unter dem Motto Haltung geplant gewesen. Der Schriftsteller und Historiker Doron Rabinovici hätte eine Rede gehalten, Musiker wären aufgetreten und Slampoeten aus mehreren Ländern hätten Texte vorbereitet. Das hätte sich im Innenhof der Neuen Residenz, auf der rekonstruierten Jedermann-Bühne der 1920er Jahre und beim Mahnmal zur Bücherverbrennung am Residenzplatz zugetragen. Nun muss die Veranstaltung um ein Jahr auf 30. April 2021 verschoben werden.

Dennoch auch heuer ein vernehmbares Zeichen: Das Glockenspiel wird mit der von Erich Schmidt gesetzten Melodie des Liedes „S’brent! briderlekh, s’brent!“ (Es brennt, Brüder, es brennt!) von Mordechai Gebirtig zu programmiert. Das wird man nur am 30. April hören können, sondern den ganzen Mai hindurch jeden Tag um 7, 11 und 18 Uhr. Mordechai Gebirtig (1877-1942) textete und komponierte dieses Lied im Jahre 1938 in Erinnerung an ein Pogrom in der polnischen Stadt Przytyk im Jahre 1936. Das Lied nimmt prophetisch die kommende Zerstörung vorweg und erinnert uns an die Schrecken der Völkermorde und des Zweiten Weltkrieges.

Außerdem liest am 30. April um 20 Uhr Doron Rabinovici live auf der Facebook-Seite des Salzburger Literaturhauses. Am Tag darauf tritt dort der finnisch-britische Autor und Slam-Poet Henrik Szanto auf.

Live-Lesen – www.facebook.com/LiteraturhausSalzburg
Bild: Wikimedia

 

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