Heiliger Rupert
STICH-WORT
21/09/18 Wir glaubten ja bisher, dass der Hanswurst – nach Salzburger Erklärung ein Nachfahre des Lungauer Sauschneiders - das Maskottchen des Rupertikirtags ist. Ein gestern Donnerstag (20.9.), zur Eröffnung des Rummels auf den Altstadtplätzen, von der Erzdiözese veröffentlichtes Foto belehrt und eines Besseren.
Von Reinhard Kriechbaum
Das bevorstehende Zukunftsfest der Erzdiözese sei „Anlass für den hl. Rupert, den Dom zu verlassen und sich den Menschen am Rupertikirtag zu zeigen und zu den verschiedenen Programmpunkten einzuladen“, heißt es in der Presseaussendung. Begleitet werde der Heilige vom „Staberl“ – seinem Bischofsstab – und vom „Fassl“ – sein Erkennungszeichen ist ja das Salzfass. Auf dem Foto sind sie alle vereint. Der dritte Kopf von links gehört Erzbischof Franz Lackner, der sichtlich gute Miene zum gar bös-kitschigen Spiel macht.
Ob der Landesheilige solche Maskerade anlässlich der 1.300-Jahrfeier wirklich verdient hat? Verantwortlich für den Mummenschanz ist eine gewisse Johanna Schwaiger. Ihrer Berufung zur „Künstlerin“ (als solche wird sie in der Presseaussendung bezeichnet) schließen wir uns nur mit gewissem Vorbehalt an.
Bei dieser Gelegenheit: Eigentlich hat der heilige Rupert, adeliger Wanderbischof aus Worms, sein Leben nicht im Herbst, sondern an einem Ostersonntag ausgehaucht, nach aktuellem Stand der Forschung an einem 27. März. Salzburg feiert seinen Landesheiligen deshalb am 24. September, weil da seine Reliquien in den Dom übertragen wurden. Die Statue links – der Heilige wird von Knappen verehrt – steht in der Wallfahrtskirche auf dem Dürrnberg. Die Halleiner Salzknappen sind die einzigen in ihrer Branche, die nicht die Bergbau-Patronin Barbara, sondern den Salzheiligen Rupert als Fürsprecher hochhalten.
In einem Kongress heuer im Frühjahr erklärte der Wiener Historiker Herwig Wolfram über den heiligen Rupert: „Er war kein Apostel der Bayern, sondern er sollte von Salzburg aus die Kirche reformieren.“ Im achten Jahrhundert sei es in dieser Gegend nämlich glaubensmäßig „drunter und drüber gegangen“, so der Wissenschafter. Priester hätten Heidengöttern geopfert, Kräuterweiber und Hexen ihr Unwesen getrieben.
Deshalb vielleicht die etwas bizarre Verkleidung der Umgangsfigur, die mit ihren nicht minder kuriosen Begleitern in den nächsten Tagen in der Altstadt umgehen wird: In post-religiösen Zeiten huldigen ja wieder viele Leute den Esoterik-Götzen. Womöglich werden einige von ihnen so tatsächlich auf ihrer Ebene angesprochen.