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Die Axt im Haus erspart den Maler

SALZBURG MUSEUM / ALFRED HABERPOINTNER

14/12/21 Baumstämme, in denen Äxte stecken. Die Form der Axtstiele – nennen wir das mal verhaltensauffällig. Eigens für die Kunsthalle des Salzburg Museums schuf Alfred Haberpointner die Rauminstallation Joy Division.

Mehr als zwölf Äxte dringen in das Holz des Baumstammes ein oder sind wie im Atelier des Künstlers im Ausstellungsraum verteilt. Mancher Axtstiel könnte besser in der Hand als ein anderer, mancher könnte Schwieler verursachen. Dies wirft die Frage nach dem „Rückgrat“ von Äxten auf, nach der Länge und der Form. Für die Installation schuf Haberpointner unterschiedlich lange und geschwungene Schäfte, die befremdend wirken, aber ein Gefühl für Schwung und Gewalt des Schlages in sich tragen. Den Titel Joy Division assoziiert Haberpointner mit jenen weiblichen Gefangenen in den Nazi-Konzentrationslagern, die zur Prostitution gezwungen wurden. Diese Gruppen von Frauen hat man später mit dieser Bezeichnung bedacht. So wird die Arbeit selbst zum Ausdruck von Gewalt.

Eigentlich verblüffend: Die Ausstellung in der Kunsthalle der Neuen Residenz ist die erste museale Einzelpräsentation für Alfred Haberpointner in seiner Salzburger Heimat. Er wurde 1966 in Ebenau geboren. Nun also Werke aus den letzten beiden Schaffensjahrzehnten.

Mehrere Kopfserien, großformatige Wandarbeiten in Holz und Papier sowie installative Gruppen, deren jüngste sich mit einem zentralen Arbeitswerkzeug des Künstlers, der Axt, auseinandersetzt: Haberpointner besuchte ja erst die Fachschule für Bildhauerei in Hallein und später die Klasse von Erwin Reiter an der Kunstuniversität Linz. So haben sich seine plastischen Ideen entwickelt, hat sich eine unverkennbare Formensprache herausgebildet, die permanente Neuinterpretation von klassischen Materialien – wie Holz – und deren konsequente Reflexion.

„In Summe vermittelt die Ausstellung in präziser Weise Haberpointners Material-, Form- und Medienverständnis, sie verdeutlicht seinen Arbeitsprozess und bringt gleichzeitig sein hohes Sensorium für das Thema Raum zum Ausdruck. Einerseits durch die feinfühlige Entwicklung der Ausstellung als räumliches Setting von Einzelobjekten und Installationen, andererseits durch das hohe Bewusstsein des Künstlers für die Raumwirksamkeit seiner Arbeiten“, so Martin Hochleitner, Direktor des Salzburg Museums.

Schon als Kind setzte sich Alfred Haberpointner mit dem Thema „Kopf“ auseinander. Nicht als Porträt, „sondern als Form mit Profil oder auch Augen“, beschreibt es Kurator Peter Husty, der die Arbeiten in enger Zusammenarbeit mit dem Künstler ausgesucht hat. Die Farbe und die Verschränkung mit dem Raum erzielt Haberpointner durch Risse und Einschnitte oder Schichtung von Ebenen. Einige Kopf-Skulpturen sind auch im Hof der Neuen Residenz aufgestellt.

Wie manisch-besessen, gleichzeitig aber meditativ und gleichförmig arbeitet Alfred Haberpointner an den teilweise riesigen Wandskulpturen. Die zusammengeleimten Holzplatten werden mit der Axt bearbeitet. So versucht er „in einem Stück Holz etwas anderes lesbar zu machen“. Oft entstehen aus der Bearbeitung heraus konzentrische Kreise oder Strudel, für die Haberpointner gerne den Titel „Zentrierung“ verwendet.

Kopfähnliche Gebilde scheinen auf je drei zarten Füßen zu schweben und stellen ein Wechselspiel von schwer und leicht dar, ein ständiges Gleichgewichthalten. Ähnlich sind seine Installationen mit Haken. Egal, ob sie aus Holz mit Reißnägeln besetzt oder aus poliertem Messing sind, man spürt die Ausgewogenheit und Leichtigkeit der wie zufällig hingelegten und aufgehängten Objekte, die ihre Schwere völlig leugnen.

Die Oberflächengestaltung kennzeichnen auch die Papierarbeiten Alfred Haberpointners. Die großformatigen Bögen werden mit Bürsten und Besen sowie mit der Hand in einem meditativen, langwierigen, teilweise kräfteraubenden Prozess bearbeitet. Dadurch wird das Papier be- und zerrieben, aufgebrochen sowie aufgefasert und erhält einen reliefhaften, fast skulpturartigen Charakter. (Salzburg Museum/dpk-krie)

Alfred Haberpointner, Werke 2000-2021, bis 27. Februar 2022 – www.salzburgmuseum.at
Das Buch zur Ausstellung erscheint im Residenz Verlag und wird ab 16. Dezember im Museumsshop erhältlich sein
Bilder: Salzburg Museum / Christa Gaigg

 

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