Wieder voll unter Dampf
MUSEUM DER MODERNE / MÖNCHSBERG
19/06/20 Zu den vielen Programmen, die das Corona-Virus über den Haufen geworfen hat, gehören auch jene des Museums der Moderne und des Rupertinums. Aber an diesem Wochenende wird nach dreimonatiger Schließung der Ausstellungsbetrieb wieder aufgenommen.
Von Werner Thuswaldner
Die Eröffnungen oben auf dem Berg und unten in der Stadt zeigen, dass Schaulust und Entdeckerfreuden voll auf ihre Rechnung kommen. Die Sorge ist eher, dass für das umfangreiche Programm genügend Zeit und Aufnahmekapazität im eigenen Kopf zur Verfügung steht. Direktor Thorsten Sadowsky informierte heute Freitag (19.6.) über die aktuellen Ausstellungen. Die Pläne mussten geändert werden. Manches wurde abgesagt, anderes verschoben. Es ist nicht der Eindruck entstanden, dass Lücken entstanden wären.
Es ist sehr bemerkenswert festzustellen, wie intensiv Impulse, die der Gründungsdirektor Otto Breicha (1932-203) für das Rupertinum und das Museum der Moderne gegeben haben, nachwirken. Seine weitgespannten Interessen umfassten auch die Fotografie, und er registrierte an Ort und Stelle die starken Impulse, die japanische Künstler in den sechziger und siebziger Jahren diesem Genre gegeben haben, als sie sich der tiefgreifenden Veränderungen in ihrem Land annahmen.
Besonders krass kommen die Gegensätze zwischen dem bäuerlich geprägten Land und der um sich greifenden radikalen Urbanisierung zur Geltung. Breicha legte damals den Grundstein für eine Sammlung, die mit den Jahren an Bedeutung gewonnen hat.
Der aus Graz stammende Wilhelm Thöny (1888-1949) hatte in Salzburg – vor allem durch die Galerie Welz – einen hohen Stellenwert. Entsprechend umfassend sind die Sammelbestände. Die aktuelle Schau mit dem Titel „Wilhelm Thöny -Träumen in schwierigen Zeiten“ schöpft aus diesem Fundus und bietet rund 250 malerische und zeichnerische Arbeiten. Thöny war als Weltbürger unterwegs. Aufenthalte in der Schweiz, Paris und New York zeugen davon. Er war ein sensibler Beobachter von Menschen und ein nerviger Städteporträtist, der aus dem Reservoir des Unbewussten schöpfte. Viele der Arbeiten greifen über in den Bereich der Gesellschaftassatire. Zu dieser Ausstellung gibt es einen kleinen Katalog mit dem Titel „Träumen in schwierigen Zeiten“.
Sehr viel Platz nimmt oben auf dem Berg das Werk der Fotokünstlerin Friedl Kubelka vom Gröller ein. Auch in ihrem Fall gibt es einen Bezug zu Breicha, denn er war es, der die frühere Modefotografin dazu bewegt hat, sich auf ein anderes Terrain zu wagen.
Zum Stärksten in der Schau gehören die vielen Porträts von feinfühlig ausgeleuchteten, ausdrucksstarken Gesichtern. Unermüdlich ist Kubelka vom Gröller mit Serienarbeiten beschäftigt gewesen, die vor allem der Seelenerkundung dienten. Ausgiebig setzte sie sich mit ihrer Mutter auseinander, ausgiebig mit sich selbst. Und ihr Kind lichtete sie jahrelang täglich ab. Alltäglichkeit, Langeweile Banalität bleiben nicht ausgeklammert. Das Ich im Spiegel des Anderen heißt eine der Serien.
Die Generali Foundation ist mit der Ausstellung Two Faces präsent, ebenso die Modeschule Hallein, die Gestaltungsprozesse thematisiert.