asdf
 

Ein sicherer Blick für eitle Bürger

SALZBURG MUSEUM / BARBARA KRAFFT

24/12/19 „Ein Frauenzimmer … das in ihrer Kunst viele nicht mittelmäßige Porträtmaler hinter sich lässt“, erkannte in ihr ein Zeitgenosse. Der Malerin, die vor allem als Porträtistin reüssierte, gilt derzeit eine Ausstellung in der Kunsthalle des Salzburg Museums.

Von Reinhard Kriechbaum

Warum man Barbara Krafft (1764-1825) unbedingt kennen muss: Sie hat, nach Mozarts Tod wohlgemerkt, jenes Porträt des Komponisten geschaffen, das am bekanntesten ist und bei weitem am öftesten vermarktet wurde. Als man in Schilling-Zeiten für den Fünftausender ein Mozart-Porträt suchte, fiel die Wahl selbstverständlich auf die Bildvorlage von Barbara Krafft. Wohl milliardenfach ist es auf das Stanniolpapier der Mirabell-Mozartkugeln gedruckt worden. Und jüngst erst hat Playmobil ein Mozart-Männchen herausgebracht. Auch da erkennt man mit einigem guten Willen das Vorbild, zumindest an der geschwungenen Haarlocke. In einer Vitrine im Salzburgmuseum sind einige diese Zweckentfremdungen der Porträtkunst von Barbara Krafft beisammen.

Eine Madonna mit Kind von ihr zeigen wir als Weihnachtsgruß an unsere Leser über die Feiertage auf der DrehPunktKultur-Titelseite. Aber in der Hauptsache war Barbara Krafft, als Barbara Steiner im böhnmischen Iglau zur Welt gekommen, Porträtmalerin. Und was für eine! Ihre „männlich-dreiste Manier“ verschaffte ihr die Achtung der Zeitgenossen. Wien, Salzburg, Prag, Bamberg – diese Orte, wo sie jeweils länger oder kürzer lebte, hat sie deshalb gewählt, weil es dort ausreichend wohlhabende Bürger gab, die sich gerne in Öl verwegigt sahen: diverse Amtsträger, Universitätsprofessoren, natürlich deren Gattinnen und manchmal Kinder auch. Es macht Spaß, diese Bilder genauer anzusehen und sich hinein zu denken in die Persönlichkeit der Abgebildeten. Barbara Krafft hat es nicht immer nur gut gemeint mit den von ihr Konterfeiten. Immer wieder schleicht sich das Gefühl ein, dass sie das vielleicht etwas zu aufdringliche Selbstbewusstsein, die Eitelkeit, gar das hoffärtige Wesen jener, die ihr Modell saßen, elegant unterschwellig, aber mit sicherer Hand zum Ausdruck gebracht hat.

Der Untertitel der Schau – Porträtistin der Mozartzeit – lockt vielleicht auf eine falsche Fährte. Barbara Krafft lebte hier in Salzburg von 1794 bis 1796 und dann noch einmal von 1804 bis 1890. Da hat Wolfgang Amadé Mozart also schon lange nichts mehr weh getan. Ihn hat sie posthum gemalt, nach Vorlagen. Und für ein Porträt von Vater Leopold nahm sie das berühmte Familienbild der Mozarts als Vorbild. Ein nettes Knabenbild ist jenes von Matthias Gschnitzer. Der war Klavierschüler Nannerls, er sitzt am Instrument und hat handgeschriebene Noten vor sich auf dem Pult (dort hat die Malerin das Bild signiert). Die Musik hat den Porträtierten auch späterhin nicht losgelassen, er war einer der Mitbegründer der nachmaligen Stiftung Mozarteum.

In der Schau erfährt man so nebenbei auch, wie sich eine Malerin bei entsprechendem Talent und vor allem mit gut ausgeprägtem Willen und einschlägiger Erfahrung gut durchsetzen konnte. Von ihrem Ehemann, einem Apotheker, hatte sie sich 1895 getrennt. Als sie zum zweiten Mal nach Salzburg übersiedelte, organisierte sie eine Verkaufsausstellung eigener Werke im Sternbräu. Die Salzburger bekamen also zielgerichtet vorgeführt, dass da nun eine fähige Porträtistin greifbar war.

Das Salzburg Museum besitzt eine herausragende und umfangreiche Sammlung von Werken der Barbara Krafft. Die Ausstellung ist die erste monographische Schau für diese Künstlerin, natürlich gibt es einen Katalog.

Bis 9. Februar – www.salzburgmuseum.at
Bilder: dpk-krie

 

DrehPunktKultur - Die Salzburger Kulturzeitung im Internet ©2014