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Die Vorlieben von Direktoren und Kuratoren

MUSEUM DER MODERNE / DIE SPITZE DES EISBERGS

06/12/19 Das Museum der Moderne auf dem Mönchsberg sitzt auf einem Schatz. Wer kann von sich behaupten, die Sammlungsbestände zu kennen? Kuratorinnen und Kuratoren schlagen schneisen in den Wald voller Kunst.

Von Werner Thuswaldner

Das Museum der Moderne (MdM) auf dem Mönchsberg ist im Oktober 2004 eröffnet worden. Zuvor war es – seit 1983 – auf das Rupertinum gegenüber dem Haus für Mozart beschränkt. Inzwischen ist auf Grund der Tätigkeit der einzelnen Direktionen ein beachtlicher Sammlungsbestand entstanden. Eine Grundlage hat der Galerist Friedrich Welz mit umfassenden Schenkungen gelegt. Durch den Sammlungseifer der verschiedenen Leiter, von Otto Breicha bis zum gegenwärtigen Direktor, dem Deutschen Thorsten Sadowsky – sie hatten alle ihre spezifischen Vorlieben – beträchtlich gewachsen. Im selben Maß hat auch die international Reputation zugenommen, so dass es dem MdM gelingt, für seine Themenausstellungen Leihgaben von namhaften internationalen Sammlungen zu erhalten. Denn es ist seinerseits in der Lage, bedeutende Werke zu verleihen.

Immer wieder werden Ausstellungen des MdM auch mit Werken aus den eigenen Beständen bestückt. Was man aus der hauseigenen Sammlung zu sehen bekommt, ist aber nie mehr als Die Spitze des Eisbergs. Dies ist der Titel der aktuellen Schau (bis 13. April) auf zwei Geschossen. Aber natürlich geht es nicht an – außer man legte es auf Verwirrung an –, einfach alles, was man hat, vor den Besuchern auszubreiten. Es wären 55.000 Werke, Fotografie, Graphik, Malerei Skulpturen.

Um das Riesenkonvolut zu strukturieren und Schneisen in die enorme Anhäufung zu schlagen, wurden die zwölf Kuratoren und Kuratorinnen des Hauses darauf losgelassen. Das Resultat sind persönliche Erkundungen, individuelle Zugänge und Schwerpunktsetzungen. Das chronologische Kriterium steht nicht im Vordergrund. Zu erleben ist, wie Kunstwerke aufeinander reagieren und in welcher Weise räumliche Bezüge ins Spiel kommen. Zu sehen ist auch, welches Dasein gewichtige Kunstwerke in den Depots fristen. Fotodokumentationen erinnern an die Entstehung der beiden Standorte, Rupertinum und MdM.

Der Stellenwert der Kunst, insbesondere der zeitgenössischen, hat sich verändert. Breite Kreise der Salzburger Öffentlichkeit reagierten darauf gereizt. Absurde Diskussionen fanden statt (etwa über die harmlose Art, wie Friedensreich Hundertwasser die Fensterbänke des Rupertinums geschmückt hat). Das hat sich inzwischen etwas gebessert. Das MdM wird nicht mehr in Frage gestellt und seine Ausstellungs- und Sammeltätigkeit anerkannt. Der materielle Aspekt ist ja im Stande, Banausen zu überzeugen: Die gesammelten Werke – sie sind Allgemeinbesitz! – stellen einen erheblichen Wert dar. Und die Wertsteigerung ist höher als es jene durch Zinserträge auf der Bank wären.

Übrigens ließe sich angesichts dieser Ausstellung auch darüber nachdenken, was mit Kunstwerken passiert, wenn sie zur Manövriermasse für Kuratorinnen und Kuratoren wird.

Die Spitze des Eisbergs. Bis 13. April 2020 im Museum der Moderne Mönchsberg – www.museumdermoderne.at
Bilder: MdM / Rainer Iglar (2); Sammlung Generali (1)

 

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