Zum 200. Jahrestag kehren die Flammen zurück
PANORAMA MUSEUM / STADT IN FLAMMEN
26/04/18 Lodernde Flammen und dicke Rauchwolken steigen über Salzburg auf. Das Gemälde von Johann Michael Sattler zeigt den großen Brand der Rechtsstadt am 30. April 1818. Zum 200. Jahrestag wird der Brand in der Ausstellung „Stadt in Flammen“ im Panorama Museum aufgearbeitet.
Paula L. Trautmann
„Im Sinne des Gedenkens, des Erinnerns und des Jubilierens“ wird die Geschichte der Brandkatastrophe laut Martin Hochleitner, Direktor des Salzburg Museum, präsentiert. Historische Stiche, Aquarelle, ein Stadtmodell von 1799, Fotos und Videos veranschaulichen die Feuerkatastrophen in Stadt und Land Salzburg. Im ersten Teil der Ausstellung liegt der Fokus auf der Stadt, während im zweiten Teil Brandstätten im Salzburger Land und Umgebung behandelt werden. Auch der Entstehung der Feuerwehren in Landgemeinden und ihrer kulturellen Bedeutung wird ein Part gewidmet.
Funken springen auf benachbarte Häuser über und Rauch breitet sich am Dach aus. Die Anwohner bemerken das Feuer bald, das vor zweihundert Jahren durch zu heiß gewordenes Fett entfacht wurde. „Die verkohlten Dachziegel sind bis nach Laufen geflogen“, so Werner Friepesz, der die Ausstellung zusammen mit Eva Jandl-Jörg kuratiert hat. Unachtsamkeit löste das Unglück in dem Gebäudekomplex der Dreifaltigkeitskirche aus, der als Kaserne genutzt wurde. Das Feuer konnte nicht gelöscht werden und zahlreiche Gebäude rechts der Salzach brannten nieder.
Die Berufsfeuerwehr Salzburg demonstriert in einem Zeitlupe-Video, wie explosiv ein solcher Fettbrand ist. Feuer und Flammen sind an sich bereits ein Thema, das Menschen anzieht, das Video zur Demonstration macht die Ausstellung jedoch noch um einiges interessanter.
Oberndorf, Bad Reichenhall, St. Johann im Pongau, Meumarkt, Obertrum und Hallein – anhand dieser sechs exemplarisch gewählten Orte werden Ursachen und Folgen von Bränden im Salzburger Land beschrieben. „Die Brauereien waren oft schuld, weil sie ihre Produkte über dem Feuer kochen mussten“, erklärt Werner Friepesz, Leiter des Panorama Museum und der Sammlung Fotografie. Neben den anschaulichen Aquarellen, Stichen und Fotos werden wiederum spannende Videos gezeigt. Zwei Zeitzeugen beschreiben Brände in Hallein und Obertrum, beide waren damals sieben Jahre alt. Ein Originalfilm von 1943 zeigt das Feuer von Hallein. Als „unheimliche Bilder“ bezeichnet Kurator Friepesz die Filmaufnahmen.
Nur Treppen aus Stein und Gebäude aus Stein oder Ziegel mit Kalkmörtel waren ab dem 18. April 1820 erlaubt. Die neuen Bau- und Löschordnungen wurden in der Stadt aufgrund des großen Stadtbrandes eingeführt. Zudem wurden Feuerwehrvereine gebildet, die seit frühen Tagen auch eine soziale Rolle erfüllten. „Es hat wirklich jeder mitgemacht, unabhängig vom Status“, so Friepesz. Eine Aufnahme in schwarz-weiß zeigt mehrere Feuerwehrmänner auf einem altertümlichen Spritzwagen. Durch Fotografien wie diese bekommen die aufgegriffenen Themen Substanz und geben dem Besucher einen weitreichenden Einblick in die damalige Zeit.
„Die Flammen lodern wütend“ ist der Titel des Buches, das von Erich Marx gemeinsam mit Peter Husty und Peter F. Kramml herausgegeben wurde. „Wir wissen von jedem Haus, von jedem Stockwerk und von jedem Verletzten“, bezieht sich Museumsleiter Friepesz auf die gute Vorarbeit, die Marx geleistet habe. Diese Vorarbeit, die anschaulichen Kunstwerke und besonders die Videos machen die „Stadt in Flammen“ zu einer umfassenden und multi-medial wunderbar aufbereiteten Ausstellung.