Schweben. Leiden. Bewahren.
SALZBURGER KUNSTVEREIN / JAHRESPROGRAMM 2022
11/02/22 Da will man nicht tüfteln oder deuten oder gar „dechiffrieren“. Da will man nur schauen und staunen... Zum Grandiosesten im Salzburger Kunstverein gehört – eh schon länger – die Ringgalerie gestaltet von Megan Rooney: Sie hat mit ihrem monumentalen Wandgemälde Big Sky Blooming den Raum zum Schweben gebracht.
Von Heidemarie Klabacher
Es ist (wie) ein barockes Fresko und zugleich (wie) ein Statement zeitgenössischer Flüchtigkeit – und wird Glück noch ein ganzes Jahr lang nicht übermalt: Noch bis Februar 2023 bleibt die Ringgalerie Träger für Megan Rooneys Meisterwerk und damit quasi Verbindungselement zwischen den künftigen Ausstellungen im Kunstverein. Diese hat Kunstvereinsleiter Seamus Kealy bekannt gegeben.
Themen im Ausstellungsprogramm 2022 sind „Migration und die damit verbundene Nostalgie für eine abhanden gekommene Heimat“ aber auch „politisierte Darstellungen von Weiblichkeit und Mutterschaft als Resonanzboden für größere Themen wie gesellschaftliches Verhalten, Tabus und Geschlechterungleichgewicht“. Das Programm besteht „ein Stück weit aus Anpassen und Abwarten und reflektiert unseren kollektiven Zustand“, so Kunstvereinsleiter Seamus Kealy.
„Im Großen Saal beginnen wir im April mit einer Gruppenausstellung kuratiert von Bruno Mokross und Edin Zenun von Pina, einem Off-Space in Wien.“ Dafür wird der Große Saal im Kunstverein in ein Wiener Kaffeehaus verwandelt, gezeigt werden Werke aufstrebender Künstler. „Diese Form der Präsentation ist auch eine Reaktion auf die Bedingungen, die den Ausstellungsräumen seit Beginn der Covid-Pandemie auferlegt wurden. Die Ausstellung will ein Gegenmittel gegen Einsamkeit und das Alleinsein sein.“
Im Mai präsentiert dann der palästinensische Künstler Khalil Rabah eine „eindringliche Installation im Großen Saal sowie einen Film im Kabinett“. Im Sommer folgt eine Präsentation der französischen Künstlerin Camille Henrot. Diese Schau wird durch das Sunset Kino ergänzt. „Im Herbst zeigen wir einen Film von Bani Abidi, der vom Salzburger Kunstverein co-produziert wird“, blickt Kealy weit voraus. Abgeschlossen wird das Kunstvereinsjahr Jahr mit der jährlichen Mitgliederausstellung.
„Der palästinensische Künstler Khalil Rabah ist vor allem dafür bekannt, dass er Geschichte neu schreibt und erfindet.“ Der 1961 in Jerusalem geborene und heute in Ramallah lebende Künstler setze in seinem Werk, das sich mit Fragen der Identität, der Vertreibung und der Politik befasse, „einen Sinn für Vorwärtsdenken und Witz ein“. Khalil Rabah rief etwa die Riwaq-Biennale ins Leben, „eine Institution, die gegründet wurde, um das kulturelle Erbe Palästinas in verschiedenen Städten für die Dauer eines Jahres zu schützen und zu fördern“. Rabah, der seit langem Kunstwerke produziert, die sich auch mit dem Thema Migration auseinandersetzen, wird eine große neue Installation im Großen Saal sowie eine Präsentation von Videoarbeiten im Kabinett zeigen.
Im Kabinett beginnt der Ausstellungsreigen mit On the Quiet, einer Wanderausstellung, „die in ein kleines Paket passt“. Tina Hainschwang und Jonas Geise, beide aus Salzburg, präsentieren ihre Werke im Sommer und Herbst. Ab Dezember stellen die Förderpreisträger 2021 – Alpine Gothic. Die Heimkehr der Töchter – ihre Arbeiten vor. In der Ringgalerie ist den VR-Film The Invisible Hand von Omer Fast und, wie oben beschrieben, das Wandgemälde Big Sky Blooming von Megan Rooney zu erleben. „Behalten Sie auch unsere Website und vor allem unseren Digital Catalogue im Auge“, rät Seamus Kealy. (Kunstverein /dpk-klaba)