Malerische Ding-Welten
KUNST IM TRAKLHAUS / FAISTAUER-PREIS
25/06/20 Sarah Bildstein, eine gebürtige Vorarlbergerin, analysiert Wasser mit Teststreifen und trägt die Farben vom Lackmuspapier pingelig in Listen ein. Diese Farbergebnisse überträgt sie dann in Aquarelle, die aber gar nicht nach trockener Analyse, sondern sehr poetisch ausschauen.
Von Reinhard Kriechbaum
Mit einer solchen in den Bereich der Konzeptkunst fallenden Arbeitsmethode ist Sarah Bildstein eher die Ausnahme in der Reihe der Kandidatinnen und Kandidaten um den diesjährigen Faistauer-Preis für Malerei. Es wird ja wieder vorrangig gegenständlich gemalt. Da ist zum Beispiel Lena Göbel, eine Oberösterreicherin), die großformatige Leinwände auch noch mit Papier beklebt. Die sanfte Reliefstruktur lässt eine Malweise, die sehr an die Jungen Wilden der 1970er Jahre erinnert, umso eruptiver wirken. Angst könnte man kriegen angesichts der Menschen, die der Wiener Matthias Lautner in apokalyptische Landschaften blicken lässt. Steht die Naturkatastrophe unmittelbar bevor oder hat der Weltuntergeang eh schon stattgefunden. Ist das eine Menschlein nur zufällig übergeblieben?
Düstere, bedrückende Großformate schafft Martin Steininger, einer von zwei Salzburger Künstlern in der Endauswahl. Nur psychisch stabile, grundfröhliche Menschen würden so etwas im Wohnzimmer übers Sofa hängen. Der zweite Salzburger ist Jari Genser, der uns in eine fummelige, unaufgeräumte Atelierlandschaft schauen lässt. Das Bild-im-Bild-im-Bild ist seine Spezialität und wirkt irgendwie burlesk.
Es ist der übliche Vorgang für die Findung eines Preisträgers oder einer Preisträgerin im Bereich der Bildenden Kunst: Aus insgesamt achtzig Einreichungen (Kataloge, Fotografien, Texte) wählte die Jury zehn Kandidatinnen und Kandidaten, die nun in der Salzburger Landesgalerie Kunst im Traklhaus ausstellen. Bald wird die Jury (Doris Theres Hofer, Preisträgerin 2017, Gerda Ridler, ehemals Direktorin des OÖ Landesmuseums, und Günther Oberhollenzer, Kurator der Landesgalerie NÖ/Kunstmeile Krems) diese Schau unter die Lupe nehmen und ihre endgültige Wahl treffen. Am 30. Juli wird dann der mit 7.000 Euro dotierte Preis vergeben. Um den Faistauer-Preis für Malerei können sich Künstlerinnen und Künstler aus ganz Österreich bewerben, es gilt ein Alterslimit von vierzig Jahren. Das soll die Option offen halten, immer wieder neue Ansätze vorzustellen und neue Talente zu entdecken.
Was steht also noch zur Diskussion? Julia Gutweniger (geboren in meran, in Linz lebend) arbeitet mit reduzierten Symbolen und Chiffren. „Ihre Malerei ist Zeichnung“, sagt dazu die neue Leiterin der Kunst im Traklhaus, Andrea Schaumberger. Gregor Pirker, ein in Wien lebender Kärntner, zeigt einen Leporello und Bildfolgen aus absurd kombinierten, verwandelten Dingen. Georg Pinteritsch, der aus Villach nach Linz gekommen ist, setzt ebenfalls auf Metamorphose: Aus Motiven, die mittelalterlichen Tafelbildern entstammen könnten, schafft er figurenreiche Bilderzählungen, in denen gekämpft und abgeschlachtet wird, dass es keine Freud' mehr ist.
Neben so viel Gegenständlichem sind die Arbeiten von Drago Persic, einem in Wien lebenden Bosnier, und von Florian Schmidt, einem in Berlin arbeitenden Niederösterreicher, eher Randerscheinungen. Persic' Malerei in Grautönen sieht eigentlich aus wie serielle Fotografie, Sequenzen von Faltenwürfen, Köpfen klassischer Statuen und graphischen Objekten. Das ist ziemlich virtuos, aber mit Understatement gemalt. Florian Schmidt macht flache Skulpturen aus Holzstücken, die er montiert und monochrom einfärbt. Seine Arbeiten haben etwas Konstruktivistisches und das Wort Malerei fällt einem dazu spontan gar nicht ein.