Etwas durch die Blume sagen
KUNSTVEREIN / A FLOWER IN MY MOUTH
18/04/19 Der Hauptraum des Künstlerhauses erlebt von Ausstellung zu Ausstellung spektakuläre Verwandlungen. Das Publikum kann sich über Abwechslung nicht beklagen. Für die Umbauten werden keine Mühen gescheut. Die Überraschung gelingt jedes Mal.
Von Werner Thuswaldner
Die jüngste Schau trägt den Titel „A Flower in my Mouth“ und ist ein iranisch-italienisches Gemeinschaftsprojekt, getragen von Meraneh Atashi, Azin Feizabadi, Sara Giannini Astrit Ismaili, Lanoche. Angela de la Serena, Linder, Marios Jacopo Miliani und Askan Sepahvand.. Der große Raum ist zweigeteilt, links ist im Boden ein Labyrinth eingezeichnet. Verteilt im Raum scheinen aufwendige Blumensträuße in Glasgefäßen zu schweben. Die Blumen entfalten ihre ganze Schönheit und werden dafür bewundert. Zugleich vermitteln sie die Gewissheit, das die ganze Pracht zeitlich begrenzt ist. Die Blumen werden in absehbarer Zeit zugrunde gehen.
Die Metapher von der vergänglichen Schönheit hat in der bildenden Kunst einen hohen Stellenwert. Die Ausstellung des Salzburger Kunstvereins schlägt also ein Kapitel aussagekräftiger Symbolik auf. Im Barock war das Wissen darüber, welche Blume wofür steht, weit verbreitet. Im Iran hat sich das Spiel mit den Bedeutungen und Anspielungen stärker erhalten und ist bis ins Feinste kultiviert worden, anders als in unseren Breiten. Etwas „durch die Blume sagen“, ist aber auch bei uns nach wie vor üblich. Dem Betrachter, der Betrachterin wird jedoch ein gehöriges Maß an Deutungsarbeit aufgebürdet.
Die zweite Hälfte des Ausstellungsraums ist als „Bar“ gestaltet. Hier soll durch begleitende Aktivitäten, die der Erklärung und Vermittlung einerseits und durch theoretische Ausweitung der Thematik die Möglichkeit geboten werden, detaillierte Kenntnisse zu erwerben.
Einen sehr erfreulichen Akzent setzt in der Ringgalerie der norwegische Illustrator Per Dybvig. Er hatte sich einige Wochen in Salzburg und in Wien umgesehen. Es sind ihm Menschen und Szenen aufgefallen, von denen wir sagen: Typisch für die beiden Städte! Wo hat er diese signifikanten Erscheinungen angetroffen? Natürlich vor allem im Kaffeehaus. Liebenswürdigkeit und Provinzialität finden in diesen feinen Zeichnungen an den Wänden ihren Ausdruck.