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Ein höchst lustbetonter "Sichtwechsel"

Von Reinhard Kriechbaum

"Wo sollte es weitergehen, wenn nicht bei den sogenannten Endpunkten?", fragt Gerhard Rühm. Damit meint er möglicherweise die Endpunkte der jeweiligen künstlerischen Ausdrucksform - Klang, Sprache, Zeichnung, Foto, Schrift, Übermalung, Aktion - und ihre möglichen Überschneidungen. Aber es sind durchaus konkret auch die Endpunkte in der konkreten Bildvorlage gemeint, die für Rühm Ausgangspunkt zu Gedankenspielen sind.

Im Fall dieser Ausstellung mit fast durchwegs ganz neuen Arbeiten des Altmeisters (er steht knapp vor seinem achtzigsten Geburtstag) kreisen die Gedankenspiele vorwiegend um erotische Motive. Meistens sind Fotos aus Illustrierten der Ausgangspunkt. Frauen-Bilder in eindeutigen Posen werden zurecht geschnitten - und dann kommt der Bleistift zum Einsatz. In einer Serie führen jeweils dichte Bahn von fließenden Linien vom Motiv weg, man könnte an fallende Haare denken oder an Vorhangstoff, der das verbirgt, was sich der Betrachter natürlich sehr konkret vorstellen kann. Das hat jugendstilhafte Poesie und Hintergründigkeit.

Ganz eine andere Sprache: In einer Gruppe von Zeichnungen sind aus den Fotos nackte Gliedmaßen und Torsi ausgeschnitten, und mit einigen wenigen Strichen wird die jeweilige Körpersilhouette weitergeführt zu kargen geometrischen Konstrukten. Und wieder eine andere Serie: in kleine Rechtecke zerschnittene, neu gruppierte und zu geometrischen Figuren gelegte Aktfotos.

Rühm wurde 1930 in Wien geboren, war in den späten fünfziger und sechziger Jahren Mitbegründer und einer der Hauptprotagonisten der "Wiener Gruppe" (mit Friedrich Achleitner, H.C. Artmann, Konrad Bayer und Oswald Wiener). "Sichtwechsel" ist das Motto der Ausstellung, und einen solchen führt Rühm in seinen geklebten und zeichnerisch nachbearbeiteten Blättern stets herbei. Der Humor kommt im Einzelnen auch nicht zu kurz: Ein charmanterer Grabgesang auf die gute alte Glühbirne ist schwer denkbar wie in jenem Blatt, auf dem ein alter Verpackungskarton mit Perforierung über eine Dame in eindeutiger Pose geklebt ist: Es wird wohl nicht nur ihr warm "eingedenk der Glühbirne" ...

Ausstellung in der Galerie Altnöder bis 27. Februar. - www.galerie-altnoeder.com
Bilder: Galerie Altnöder/Gerhard Rühm

 

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