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Ein Meister im Wegblenden

MdM RUPERTINUM / GALERIE MAURONER / BERTRAM HASENAUER

21/05/10 All das, was Menschen gleichsam an „Lebensspuren“ in ihren Gesichtern tragen, erscheint wie wegretouchiert: Bertram Hasenauer fordert uns dazu auf, uns hineinzudenken in seine Porträts, unsere eigene Erfahrung und unsere eigenen Gedanken hineinzutragen in die Gesichter.

Von Reinhard Kriechbaum

altUnd oft sind ja nicht einmal die Gesichter zu sehen. Da drehen sich die Protagonisten in den Bildern von Bertram Hasenauer einfach weg. Man kennt so etwas von eigensinnigen Kindern, wenn sie sich partout nicht fotografieren lassen wollen. Oder sind es in dem Fall schüchterne junge Damen? Es ist nicht mal so sicher, ob Mann oder Frau, denn Bertram Hasenauer spielt gerne auch mit dem Androgynen. Wenn Gesichtszüge gleichsam so verblassen, verschmilzt die visuelle Unterscheidung von „männlich“ und „weiblich“. Da bleiben nur mehr die Accessoires im Gewand als Erkennungszeichen, und natürlich die Frisuren, denen Hasenauer ganz besondere Aufmerksamkeit und malerische Detailgenauigkeit schenkt.

altDer 1970 in Saalfelden geborene Künstler, der seit 1998 in Berlin lebt, wird derzeit in zwei Salzburger Ausstellungen sehr repräsentativ vorgestellt: Das MdM widmet ihm im Rupertinum eine Schau, in der es vor allem um Menschenbilder geht. Eine gute Ergänzung dazu: Mario Mauroner Contemporary Art (im Hof der Residenz) hält eine kleine, feine Auswahl an Landschaften bereit.

Hasenauer konzentriert sich auf das Gesicht – aber gerade das ist blass, wirkt wie eine Projektionsfläche. Genau diesen Effekt will Hasenauer ja auch erreichen. Da fließt in die Betrachtung ein, was sich der Mensch vor dem Bild dazu denkt. Stumme, schüchterne Mädchen, nachdenkliche, geradezu autistosche Jünglinge? Hasenauers akryl-gemalte Protagonisten hätten sich „aus unserer schnelllebigen Zeit verabschiedet und erfüllen eine eigene, eine für den Betrachter unbekannte Mission“, heißt es in einem Kuratorentext. „Sie sind verlorene Gestalten: die reale Welt des Betrachters reicht in das surreale Terrain der Phantasie hinein.“

altAuch die Natur räumt Bertram Hasenauer ziemlich radikal aus. Er unterteilt die Blätter gerne, so dass zwischen blank gelassenem Vorder- und Hintergrund bloß wie auf einer Linie die Silhouetten von Bäumen und Büschen stehen bleibt. Auch da also erweist Bertram Hasenauer sich als ein Meister des Weglassens. In anderen Blättern erzielt er mit Acrylfarben bemerkenswert geheimnisvolle, ja impressionistische Effekte. Er versteht es also, zwischen Scherenschnitt und malerischem Effekt zu lavieren.

Hasenauer ist handwerklich ein äußerst gründlicher, ja: pedantischer Arbneiter, und wie die Galeristin Waltraud Mauroner erzählt, überlässt er auch bei Ausstellungen nichts dem Zufall: er bastle Modelle der Galerieräume, „hänge“ dort Mini-Bildchen getreu den Originalen. Dieser Hang zum Perfektionismus teilt sich auch dem Ausstellungsbesucher unmittelbar mit.

Ausstellungen bis 18.7. im Museum der Moderne/Rupertinum, bis 10.- Juni in der Galerie Mario Mauroner Contemporary Art.
Bilder: MdM (2); dpk-krie (1)

 

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