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Um den roten Bullen wie ums Goldene Kalb tanzen

ARGEkultur / MOTZART FESTIVAL

09/15/12 Eher ungewöhnlich, wenn zwei Kabarettisten ein Programm unmittelbar an einem Wirtschaftsunternehmen festmachen. Robert Palfrader und Florian Scheuba packen in ihrem Programm „Flügel“ den roten Bullen bei den Hörnern. Da könnte man also schon rot sehen, am letzten Abend des MotzArt Festivals in der ARGEkultur...

Von Reinhard Kriechbaum

Zum 34 Mal findet das Kabarett-Festival statt, es ist damit das älteste Kabarettfestival in Österreich. Zum 13. Mal ist es in der ARGEkultur beheimatet, von 29. Jänner bis 6. Februar. Wie immer gibt es ausschließlich Salzburg-Premieren, drei der sieben Programme sind sogar Österreich-Premieren. Der Leiter der ARGEkultur, Markus Grüner-Musil, stellt sich derzeit mehr als sonst die Frage, was Kabarett kann und darf – aus gutem grund nach dem Anschlag auf Charlie Hebdo, der Kabarettisten in Österreich und Deutschland freilich nicht wirklich eingebremst habe, wie Grüner-Musil sagt. Aber: „Die Tatsache, dass diese Frage nun auch wieder in demokratischen, pluralistischen Ländern gestellt wird, ist ein deutliches Indiz dafür, dass auch in unseren Kulturen nichts selbstverständlich ist. Meinungsfreiheit ohne Zensur und kritische Gegenöffentlichkeit muss eine Gesellschaft nicht nur einfach aushalten, es muss im besten Sinn darum 'gestritten' werden.“

Zum Auftakt eines Kabarettfestivals erwartet man nicht unbedingt Wladimir Kaminer. Der aus Russland stammende, schon lange in Berlin lebende Schriftsteller gilt seit seiner legendären „Russendisko“ als literarische Kultfigur. Er ist ein scharfer Beobachter – und so gehen seine Geschichten „von Künstlerpech und Lebenskünstlern“ gewiss auch als Kabarett durch. An satirischem Touch fehlt es den Texten Kaminers jedenfalls nicht.

Ein noch weitgehend unbeschriebenes Blatt in Österreich ist Simone Solga, die unlängst den Salzburger Stier entgegengenommen hat. Sie steht für politisches Kabarett, das sie als „Kanzlersouffleuse“ - also quasi als Einsagerin von Angela Merkel – in Deutschland mit großem Erfolg betreibt. „Im Auftrag ihrer Kanzlerin“ heißt das Programm, das sie beim MotzArt Festival hören lassen wird.

Das Gute kann auch nahe liegen: Andreas Hofmeir ist im Hauptberf eigentlich Musiker, nämlich Tuba-Professor an der Universität Mozarteum. Der Echo-Preisträger ist aber auch ein Kabarettist von Gnaden und in Kritiken schon mit Gerhard Polt verglichen worden. Sein Begleiter ist der Gitarrist Guto Brinholi. Andreas Hofmeirs Tuba hört übrigens auf den Namen Fanny.

Thomas Maurer gehört eigentlich zum Stammpersonal des Kabarettfestivals wie Sigi Zimmerschied. Ersterer fragt in seinem Programm „Der Tolerator“ nach dem Unterschied zwischen Ertragen und Tolerieren. Der ist vielleicht nicht so groß, wie man sich das vorstellt. Es könnte leicht sein, dass Thomas Maurer an Toleranzgrenzen stößt. Altmeister Sigi Zimmerschied kommt auch an Grenzen, in „Tendenz steigend – ein Hochwassermonolog“. Hochwasser hat ihn tatsächlich auf die Idee gebracht, aber Zimmerschied sieht auch andere Pegelstände dramatisch steigen. Vielleicht hilft es ja, sich einen Tag später Luise Kinseher anzuvertrauen, die mahnt nämlich: „Ruhe bewahren!“

Trotz MotzArt Festival darf man nicht übersehen, dass die ARGEkultur ja auch das Jahr über ein Ort ist, wo hochrangiges und vor allem sehr verschiedenartiges Kabarett geboten wird. „Abschalten“ steht auf dem dem Programmheftchen für die Kabarett-Abonnements 2016. Gemeint ist der Fernseher, nicht der Geist. Es gibt drei Abo-Reihen, „Kabarettklassiker aus Österreich“, „Kabarett mit Klang und Charakter“ und „Spiegel der Gesellschaft“. Wer nicht jeweils die ganze Reihe buchen möchte, kann sich auch für zwei Wahlabos entscheiden und aus den 28 Vorstellungen (davon 19 Premieren) etwas herauspicken. Die Kabarettabonnements sind auf fünfzig pro Reihe beschränkt, das Premierenabo auf dreißig, denn Markus Grüner-Musil sucht nach einem ausgewogenen Verhältnis zwischen Abonnements und Karten im freien Verkauf. Das Revival der „Proletenpassion“ (ursprünglich kreiert von den Schmetterlingen in den siebziger Jahren) ist im vielfältigen Angebot ein sicherlich eben so bemerkenswerter Abend wie der Auftritt der „Gebrüder Moped“, die nicht nur auf der Kabarettbühne, sondern vor allem im Social Web zu Hause sind.

Der Kartenverkauf fürs MotzArt Kabarettfestival (von 29. Jänner bis 6. Februar 2916) hat ebenso schon begonnen wie jener für die Kabarett-Abos – www.argekultur.at
Bilder: ARGEkultur/ Philippe Gerlach (1); Rabenhof Pertramer (1)

 

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