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Das Unmögliche mit dem Möglichen verschmelzen

HINTERGRUND / TOIHAUS / TILTING MOMENTS

28/09/22 Hin und Her. Auf und Ab. Wellen. Ein hauchzartes Tuch. Riesig. Tänzeinnen. Der Klang ihres Atems. Der Klang ihrer Schritte. Ist das Tuch eine Hülle? Eine Friedensfahne? Eine Fruchtblase? Ein Totentuch?

Von Heidemarie Klabacher

Tilting Moments heißt die neue Produktion im Toihaus in Kooperation mit dem Festival Science meets Fiction. Premiere ist am Freitag (30.9.). Cornelia Böhnisch zeichnet für das Konzept der nur dreißigminuten dauernden Performance. „Der Stoff bekommt die Bedeutung einer Hülle. Dazu Atmen, Luft und Wind als Impulse für eine kontinuierliche Veränderung, als Impulse für Ruhe und Unruhe“, sagt Cornelia Böhnisch: „Die Wellenform, das An- und Abschwellen, ist ein wichtiges Prinzip in der Choreografie.“

Schon die Vorgänger-Produktion Im Flatterland war eine solche „Atemskulptur“. Darunter verstehen Böhnisch und ihr Team „Gebilde, die nicht greifbar sind“. Oder abstrakter formuliert, Räume „wo das Unmögliche mit dem Möglichen“ verschmelze. „Sichtbar werden diese Atemskulpturen durch textile Materialien, die Raumluft strukturieren, bewegen und eine Verlängerung des Atems der Performerinnen darstellen.“

Ein Kinder-Stück? Gar ein Kleinst-Kinder-Stück? Tatsächlich stand am Anfang die Idee eines Stücks für Kinder zum Thema Wellen mit einem Tuch. „Zunächst hat uns das ganz einfache und elementare Spiel von Kindern mit einem Schwungtuch fasziniert. Ein Schwungtuch erzeugt eine unglaubliche Freude und Aufregung im Spiel. Die ständige Veränderung im Tuch, das Spiel mit der Oberfläche, das Oben und das Darunter, erregen Empfundenes. Aufregung, Kreischen, Lachen, und auch ein gewisser Reiz von Angst oder Furcht.“ Danach aber habe man sich dem „Stoff“ auch unter dem Aspekt der „Umhüllung“ zugewandt. „Textilien haben je nach Haptik auch etwas Flüssiges und Fließendes“, so Cornelia Böhnisch. Diese Eigenschaften rückten in den Fokus.Und damit der Moment, wo eine Wellenbewegung in die andere übergeht.

Dieser „Kippmoment“ also wird in Tilting Moments unter die Lupe genommen. Böhnisch und ihr Team sehen diesen Scheitelpunkt einer Bewegung, die fließend in eine neue übergeht, als zeittypisch und universell: „In den vergangenen drei Jahren haben wir uns alle verändert. Haben eine intensive Erfahrung mit Zeitlichkeit gemacht. Wir haben erfahren, wie sich das jähe Stoppen des Alltags anfühlt.“ Das wolle man vergegenwärtigen, „ehe uns die alltägliche Betriebsamkeit wieder voll im Griff hat“. Noch abstakter wolle man den Gedanken des Überganges zwischen zwei Bewegungen auf den Theaterbetrieb umlegen. Ganz allgemein: „Sind wir nicht auch hier in einem massiven Transformationsprozess?“ Und ganz konkret: „Ist nicht das Herzstück jeder Theaterarbeit „jener Moment, in dem etwas berührt und angestoßen wird?“

Tilting Moments – Premiere ist am Freitag (30.9.) um 19.30, eine weitere Vorstellung am Samstag (1.10.) um 19 Uhr im Toihaus – toihaus.at
Bilder: Toihaus / Fabian Schober
 

 

 

 

 

 

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