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Zwitschern, Trillern und rohe Gewalt

TANZ-HOUSE-FESTIVAL / ERÖFFNUNG

07/10/14 Mit drei höchst unterschiedlichen Performances ist am Montag (6.10.) das tanz_house-Festival 2014 gestartet. Los ging's in der ARGEkultur, wo auf eine Soundpainting-Demonstration von Ceren Oran  eine schräge Mitmach-Aktion von Barbis Ruder folgte. Den Abschluss des ersten von neun Festival-Tagen bildete ein aggressionsgeladenes Solo von Rootlessroot im republic.

Von Christoph Pichler

Schon beim Betreten des ARGE-Saals wird das Publikum von Ceren Oran begrüßt, die in einer Klangwolke aus Vogelgezwitscher geheimnisvolle Zeichen von sich gibt. Diese Gesten stellen sich bald als Kommandos heraus, mit denen die auch im Salzburger Toihaus beheimatete Künstlerin ihre Bühnenumgebung beeinflussen kann. Auf ihren Wink reagieren aber nicht nur Soundkulisse und Licht. Auch die beiden Festival-Kuratoren Anna Maria Müller und Tomaž Simatović unterwerfen sich zum Auftakt Orans Kuratel und lassen sich von ihr die Eröffnungsrede zum Festival-Motto „Out of nothing“ äußerst elegant verpacken.

Die Stimmung schlägt um, als Barbis Ruder wild trillernd die Bühne stürmt. Mit einer Haifischflosse am Rücken und Assistent Lukas Kaufmann im Schlepptau dreht sie erst ein paar sportliche Runden, ehe sie sich als Immobilienberaterin auf der Suche nach Praktikanten vorstellt. Denn bevor die Kulturhochburgen der Stadt Salzburg in Konsumtempel wie Großraumdiscos und Einkaufszentren verwandelt werden können, müssen sie erst einmal anständig „vermessen“ werden, so auch der zweideutige Titel der Performance. Acht mehr oder weniger Freiwillige müssen fortan ihr Geschick am Maßband unter Beweis stellen, um nach einer gemeinsamen Busfahrt zum republic, die gleich für eine Präsentation der bereits von Menschen befreiten Investitionsobjekte genutzt wird, auch noch am zweiten Veranstaltungsort Maß für die gentrifizierte Zukunft zu nehmen.

Den Abschluss des ersten Festival-Tages bildete die von Jozef Frucek und Linda Kapetanea als Rootlessroots konzipierte Solo-Performance „W Memorabilia“. Nachdem sie sich zu Beginn aus weißen Tüchern geschält hat, schlüpft die griechische Tänzerin in diverse weibliche Rollen, wobei neben dem „kleinen Roten“ und einem schwarzen Badeanzug auch ein Blaumann zum Einsatz kommt. Unter den harten Klängen von Vassilis Mantzoukis, denen sie gelegentlich dröhnende Saitenschläge beimischt, lässt sich Kapetanea so an einem tönernen Herz aus, bis schwarzes Blut quillt, schlägt wild auf eine Wand ein, bis der Putz bröckelt, und kehrt bei pulsierenden Tanzattacken vor einer grellenden Lichterwand ihr Innerstes nach außen.

Wie breit das Programm des tanz_house-Festivals auch heuer wieder angelegt ist, hat schon der Eröffnungstag eindrucksvoll bewiesen, wobei mit den beiden Kuratoren und Organisatorin Barbis Ruder gleich drei Festival-Stützen auf der Bühne standen. Ein so abwechslungsreicher wie verheißungsvoller Auftakt, der Lust auf die weiteren Vorstellungen macht.

tanz-house festival 2014, bis 17. Oktober in der ARGEkultur, im republic und im öffentlichen Raum – www.tanzhouse.at
Bilder: tanz_house-Festival / Robert Herbe (1); Harald Gaukel, www.jazzfoto.at (1)
Zum Vorbericht Von Mülltonnen und Gartenhäusern

 

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