Katastrophen sind schneller als die Kunst
KULTUR – VIRTUELL
03/04/20 DrehPunktKultur empfiehlt, auch mal wegzublenden von den Sondersendungen zur unerfreulichen Corona-Lage. Warum nicht Salzburger Kultur online genießen? Zum Nach-Hören und -Schauen oder als Appetitmacher für dann, wenn die Kultur wieder läuft.
Heute legen wir Ihnen ans Herz: schluss mit kunst, eine Produktion der editta braun company aus dem Jahr 2011.
Die Produktion in der ARGEkultur kam beim tanz_house herbst_2011 heraus. Es ging in schluss mit kunst um die Frage, was politisches Engagement auf der Bühne bewirken könnte, sollte. Und ob es das auch tatsächlich tut.
„Es wird, trotz klarer politischer Positionierung auf der Bühne, nicht weniger Müll auf der Erde. Es verhungern nicht weniger Kinder und es sterben nicht weniger Tierarten aus. Und das böse 'Kapital' macht sich immer noch mit 'Werwolfshunger' über uns her. Das hat Karl Marx so formuliert, und seither ist nun wirklich ganz viel und ganz engagiert Theater gespielt worden.“ Das schrieben wir in der DrehPunktKultur-Besprechung der uraufführung. „Ob Gedichte schreiben nach Auschwitz oder Tanztheater machen nach Fukushima: Es ist natürlich Käferkrabbelei, die künstlerisch befriedigt, aber die Welt nicht wirklich verändert.“ Und „besser“ mache das auch noch so politisch engagierte Tanztheater die Welt schon gar nicht, weil, wie Editta Braun damals sagte: „Die Katastrophen kommen schneller als wir arbeiten können.“
Wie wahr. Für Editta Brauns schluss mit kunst zur Musik von Thierry Zaboitzeff wurden Katastrophenberichte aus Nachrichtensendungen zusammengeschnitten, Mahner und Kritiker á la Jean Ziegler kammen per Videoprojektion ausgiebig zu Wort. DrehPunktKultur schrieb: „Eckdaten des Unvorstellbaren werden uns eingebläut – und dazu gibt es Tanz, der nicht im Illustrativen hängen bleibt, nicht auf eine bloße Bebilderung hinzielt, sondern sehr selbstbewusst seine eigene Ästhetik, seine Losgelöstheit vom konkreten Bild demonstriert.“
Auf der Website der Salzburger Choreographin heißt es dazu: „Die Performer gehen aus vom täglich erlebten Widerspruch ihrer künstlerischen Arbeit. Sie räumen die Bühne und machen Platz für Klartext aus dem Internet, für politische Analysen und beherzte Brandreden. Sie spüren mit Körper, Hirn und Herz den Zustandsbeschreibungen, Argumenten und Forderungen nach, begeben sich in die Paradoxien des Kunstschaffens angesichts globaler Katastrophen und ergründen verzweifelt lustvoll die entlegensten Winkel der im weitesten Sinne politischen Kunst.“ (dpk-krie)