Zeitbombe im Lastwagen
WINTERFEST / POST UIT HESSDALEN
11/12/18 Stumm sitzt Pakman am Förderband und stempelt Pakete im Akkord. Die Uhr tickt. Doch kaum läutet die Pausenglocke, entspinnt sich ein virtuoses Spiel zwischen Jongleur Stijn Grupping und Schlagzeuger Frederik Meulyzer. Hier plaudert das belgische Duo Post Uit Hessdalen über sein Stück Packman, das heute Dienstag (11.12.) beim Winterfest Premiere hat. Im Lastwagen.
Pakman ist ein richtiges Duett. Wie ist diese spezielle Zusammenarbeit zwischen euch
entstanden?
Wir, Stijn und Frederik, beherrschen zwei Disziplinen, die auf den ersten Blick sehr unterschiedlich sind: Schlagzeug und Jonglage. Das Ergebnis ist jedoch dasselbe: Rhythmus. Wir machen Musik, indem wir Schlagzeug spielen und Bälle werfen, und haben angefangen, das Ganze als ein großes Schlagwerk zu sehen. Wir haben eineinhalb Jahre gebraucht, um die Rhythmen des Schlagzeugs und der Jonglage aufeinander abzustimmen. Jeder Wurf gegen eine Wand oder gegen ein Objekt hat seine eigene Länge und muss im exakten Rhythmus sein. Und natürlich gibt es immer das Risiko, dass beim Jonglieren auch mal etwas misslingt. Je schneller er Rhythmus, desto schwieriger wird die Synchronisation miteinander. Das erzeugt eine große Spannung zwischen dem Schlagzeuger und dem Jongleur.
Man hat den Eindruck, dass Jonglage und Schlagzeug in eurem Stück wirklich gleichwertig sind. Wie stehen Circus und Musik generell in euren Performances zueinander?
Unsere Performances lassen sich alle als hybrid beschreiben. Wir kombinieren oft verschiedene Disziplinen wie Theater, Video, visuelle Kunst, Musik und Circus miteinander, um dadurch eine neue, innovative „Sprache“ zu erschaffen. Musik besitzt in jeder unserer Kreationen eine Schlüsselrolle. In Pakman sind Musik und Circus tatsächlich gleichwertig. Der Dialog und die Spannung zwischen dem Rhythmus des Schlagzeugs und dem Werfen der Bälle sind essentiell, um die Geschichte zu erzählen.
Welche Geschichte erzählt Pakman? Was war eure Inspiration?
Wir wurden durch eine Dokumentation über Amazon inspiriert: The Truth Behind the Click. Die Dokumentation zeigt eine unglaubliche, versteckte Welt zwischen einer Paketbestellung um 23:55 Uhr und der Lieferung um 10:00 Uhr am nächsten Morgen. Die Angestellten werden von der Uhr getaktet und müssen die gesetzten Ziele erreichen. Menschen werden zu Maschinen. Wir wollten in einer spielerischen Weise zeigen, wie das Ticken der Uhr unsere Welt mehr und mehr bestimmt.
Die Bühne für Pakman ist ziemlich außergewöhnlich, ihr spielt in einem Lastwagen. Warum?
Jeder erkennt einen Lieferwagen: Sie sind heutzutage überall. In Pakman laden wir unser Publikum in unseren Lastwagen ein, um einen Einblick in diese verrückte Welt zu geben, die darin versteckt ist. Aufgrund des kleinen Raumes erschaffen wir eine intime Atmosphäre, in der man nah an der Handlung ist. Der Lastwagen bewegt sich mit den Bewegungen der Artisten mit, man kann den Schweiß riechen, man sieht die Konzentration aus nächster Nähe, die Bälle fliegen überall im Lastwagen herum, es gibt kein Entkommen vor unserer modernen Zeit. Das
Bühnenbild spielt eine entscheidende Rolle in all unseren Stücken, es erzählt – zusammen mit
der Musik – eine Geschichte ohne Worte. (Winterfest/dpk-klaba)
Post Uit Hessdalen haben heute Dienstag (11.12.) mit ihrem Stück Pakman Premiere beim Winterfest – www.winterfest.at
Bild: Winterfest / www.fkph.net