Neuer Standort. Neuer Standpunkt.
HINTERGRUND / SOMMERSZENE
04/06/18 Neue Standpunkte einnehmen kann neue Sichtweisen eröffnen – geografisch wie gedanklich. Wie Kinder Perspektiven verschieben, zeigen Andy Fields mit „Lookout“ und Sarah Vanhees mit „Unforetold“. Die Salzburger Truppe „Gold extra“ führt in selten erblickte Gefilde der Stadt. Und Mette Ingvartsen verunsichert immer wieder mit ihren An-Sichten von Sexualität und Politik. Sie eröffnet die Sommerszene am Dienstag (5.6.) im Republic.
Von Heidemarie Klabacher
Zentrale Veranstaltungen der Sommerszene sind der aktuellen Debatte zum Thema Sexualität, Gender und Identity gewidmet: Mette Ingvartsen sieht in der Lust eine Möglichkeit des Widerstandes, bei Eko Supriyanto haben sich junge indonesische Tänzerinnen ursprünglich Männern vorbehaltene Kampf- und Kriegstänze angeeignet und Marta Górnicka fordert die traditionelle Ordnung mit einem Chor aus 23 Frauen heraus.
Die dänischen Choreographin Mette Ingvartsen, die zu den bedeutendsten Künstlerinnen ihrer Generation zählt, eröffnet am Dienstag (5.6.) die Sommerszene. Sie untersucht in ihrem aktuellen Werkzyklus das Verhältnis von Sexualität, Macht und Körperpolitik. „In ihrer klugen wie lustvollen Choreographie „to come (extended)“ ist das Ineinandergreifen von Öffentlichkeit und Privatheit Thema“, erklärt Angela Glechner, die künstlerische Leiterin und Programmverantwortlich der Sommerszene. Zudem ist Mette Ingvartsen ist mit der Österreich-Premiere ihrer Performance „21 pornographies“ zu erleben. Die Sexualisierung der Gesellschaft, die Macht ihrer Bilder, Normen und Maßstäbe, die bis ins tief Private reichen, ist seit Jahren ihr zentrales Thema.
In ihrer Produktion „to come (extended)“ zeugen 15 Tänzerinnen und Tänzer in neutralen Ganzkörperanzügen von der Ent-Erotisierung in einer übersexualisierten Welt, „bevor sie sich in erotischen Formationen zu einem orgiastischen Chor vereinen, der in einem energiegeladenen Swing-Paartanz seine lustvolle Auflösung findet“. Es ist für Ingvartsen ein Weg der Befreiung, mit “Lust” als seiner feministischen Strategie, unterdrückenden gesellschaftlichen Verhältnissen zu entkommen.
In ihrem Solo „21 pornographies“ geht es um die Darstellung von Gewalt, Macht und Sexualität in Alltag und Kunst: „Und immer wieder die Frage, wie der nackte weibliche Körper präsentiert werden kann, ohne stereotyp, ein als Objekt benutzter und dem Voyeurismus ausgelieferter Körper sein zu müssen.“ Mette Ingvartsen erkundet mit „erotischem und affektivem Material, wie das Pornographische funktioniert“.
Sommerszene - von 5. bis 16. Juni - www.szene-salzburg.net
Bild: Sommerszene/Ingvartsen