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Dresden an der Donau

OSTERFESTSPIELE / KAMMERKONZERT

11/04/17 Eine Schubert-Sternstunde von mitreißender Musikalität und überwältigender Emotionalität bescherte das „Dresdner Oktett“ am Sonntag (9.4.) dem Osterfestspiel-Publikum im Großen Saal des Mozarteums. Das Dvořák Quintett überglänzte die Pianistin Lilya Zilberstein.

Von Heidemarie Klabacher

Abends zuvor fünf Stunden „Walküre“ und quasi nur ein Augenschließen später zur Matinee-Zeit um Elf das mehr als einstündige Oktett F-Dur D 803 von Franz Schubert: Dem „Dresdner Oktett“ ist nicht genug zu danken für ihren Schubert-Einsatz im Kammerkonzert der Osterfestspiele und seine überwältigende Interpretation: ungeniert musikantisch und subtil ausgeleuchtet zugleich.

Man hört das wundersame Werk ohnehin viel zu selten im Konzert. Und noch seltener hört man so genau – und so brillant musiziert – das bewusste Changieren Schuberts zwischen Kammermusik und Symphonik in diesem Schlüsselwerk zwischen heiterer Serenade und monumentaler Sinfonie. „Das Oktett ist länger als alle seine Symphonien bis dahin“, weiß das Programmbuch. Dass mehr als eine Stunde lang die Zeit still stehen kann, wissen alle, die am Palmsonntag im Großen Saal dabei sein durften. Etwa bei dem in einem schier unendlichen Schwebezustand gehaltenen zweiten Satz Adagio, in dem schier aus jeder Schlusswendung heraus eine neue Melodie, eine neue Stimmung, eine neue Welt erblühte, erstarb und wieder erstand... Musik in einer solch virtuosen Lesart blüht hinaus ins Weite und entrückt in eine bessre Welt – aber nicht, ohne Erdung.

Sprich, es ist kein melancholisch-esoterischer Schubert, den die Musiker von der Elbe an der Salzach hervorkehrten, sondern ein mitreißend-lebendiger. Wenn der zeitgenössische Komponist Salvatore Sciarrinos von seiner Kammeroper „Lohengrin“ als einer „Azione invisibile“ spricht, gilt das auch etwa für den letzten Satz von Franz Schuberts Oktett D 803, in dem sich aus dem einleitenden tiefen Cello-Triller heraus eine Art Rezitativ entwickelt und alsbald über einer beinahe bach'schen Basslinie eine fast schon banale Heiterkeit... Wie das Leben eben so spielt. Dank an Wolfram Große Klarinette, Robert Langbein Horn, Joachim Hans Fagott, Matthias Wollong Violine, Jörg Faßmann Violine, Sebastian Herberg Viola, Norbert Anger Violoncello und Andreas Wylezol Kontrabass.

Danach konnte Antonín Dvořáks Quintett für zwei Violinen, Viola, Violoncello und Klavier A-Dur op. 81 – leider – nur ein Nachtrag bleiben. So fein und virtuos umrankt und glänzend versilbert die Pianisten Lilya Zilberstein den Streichersatz auch hat.

Bilder: OFS/wildbild; Andrej Grilc
Im zweiten Kammerkonzert der Osterfestspiele am Sonntag (16.4.) um 11 Uhr im Großen Saal des Mozarteums folgt auf Schuberts Oktett Robert Schumanns Quintett für zwei Violinen, Viola, Violoncello und Klavier Es-Dur op. 44 mit Daniil Trifonov am Klavier

 

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