In sechs Tagen durch Europa
12/03/19 Wo Europa ist, weiß niemand. Vielleicht hat es auch keinen wirklichen Platz in der Welt - kann daher aber viel besser als geistiger Ort durchquert werden. Das Filmfestival Crossing Europe setzt eben dort cineastisch an.
Von Franz Jäger-Waldau
„Obwohl meine Filme persönlich sind und sich mit Themen beschäftigen, die mich interessieren, werden sie zu dem Zweck gemacht, gesehen zu werden. Das Publikum ist nicht mein Freund, es ist mein Feind in dem Sinne, dass es mir nicht verzeiht, wenn ich etwas erschaffe, was sie nicht mögen“, gesteht der Regisseur Jaime Rosales. Er ist einer von Vielen, deren Werke das Filmfestival CROSSING EUROPE heuer präsentiert. Von 25. bis 30. April 2019 steht das Festival sechs Tage lang ganz im Zeichen des europäischen Filmschaffens. Rund 150 Filmschaffende aus ganz Europa sind nach Linz eingeladen, dem Festivalpublikum die Möglichkeit zum direkten Austausch zu geben.
Gerade 2019 ist Europa wieder Thema auf allen Kanälen – nicht nur, dass in Linz das zehnjährige Jubiläum der „Kulturhauptstadt Europas“ begangen wird, sondern auch die im Mai 2019 stattfindende EU-Wahl wirft bereits ihren Schatten voraus. Aus diesem Grund ist es Festivalleiterin Christine Dollhofer und ihrem Team erneut ein großes Anliegen, mit der Filmauswahl den (Film-)Kontintent Europa in all seinen Facetten zu präsentieren und das Publikum mit rund 170 aktuellen Spiel- und Dokumentarfilmen für eine direkte Auseinandersetzung mit europäischen Lebenswelten zu begeistern. Crossing Europe hat sich seit Anbeginn dem europäischen Gedanken verpflichtet: Das Festival sieht sich als grenzüberschreitendes Projekt und als eine verbindende Filmveranstaltung mit europäischer Ausrichtung, die dazu beitragen möchte, den Kontinent Europa ins seiner Vielgestalt und mit seiner Vielsprachigkeit kennenzulernen. Das Festivalpublikum soll die Chance erhalten, hochkarätige europäische Produktionen und filmische Highlights der vergangenen Festivalsaison (von A-Festivals wie Berlinale, Cannes oder Venedig) auf Leinwand adäquat präsentiert zu sehen.
Trotz Veränderungen des Medienkonsums und des Rezeptionsverhaltens haben Filmfestivals eine wichtige Aufgabe: neue Positionen und Entwicklungen der Filmkunst für eine breitere Öffentlichkeit zur Diskussion zu stellen, Programme und Filme zu kuratieren, die im regulärem Kinobetrieb allzu oft keinen Platz mehr finden, und diesen eine Öffentlichkeit zu verschaffen.Teil des Programms sind u.a. etwa Wettbewerbe im Bereich Spiel- und Dokumentarfilm. Mut zum Unkonventionellen und Aufmerksamkeit für gesellschaftspolitische Themen sind hier gefragt. Das „EUROPEAN PANORAMA“ präsentiert Festivalhighlights der vergangenen Festivalsaison sowie herausragende preisgekrönte europäische Spielfilme als österreichische Erstaufführungen aus dem Vorjahr. Die Programmsektion „Tribute“ ist innovativen europäischen FilmautorInnen gewidmet, deren Gesamtwerk erstmals in Österreich im Rahmen des Festivals präsentiert wird. Und im Wettbewerb der „YAAAS! Jugendschiene“ stehen sechs aktuelle Langspielfilme zur Auswahl, die von einer Gruppe von Jugendlichen, den „YAAAS! Young Programmers“, kuratiert wurden.