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Kostbare Raritäten in leuchtenden Farben

STIFTUNG MOZARTEUM/ TRIO ALBA

04/11/15 Das Trio Alba gastierte am Dienstag (3.11.) im Wiener Saal mit einem Programm, wie es sein soll: Zwischen zwei Standardwerken erfreuten Stücke von Komponistinnen, die wohl noch nie in Salzburg erklungen sind. Das junge, engagierte Ensemble gab eine sehr erfreuliche Visitenkarte ab.

Von Gottfried Franz Kasparek

Zu Beginn musizierten die deutsche Geigerin Livia Sellin, der in Salzburg geborene Cellist Philipp Comploi und die chinesische Pianistin Chengcheng Zhao Mozart, wie in solchen Konzerten wohl obligat. Für die drei war dies jedoch keine bloße Pflichtübung. Das C-Dur-Klaviertrio KV 548 erklang mit feinen Pointen und schön geschwungenen Kantilenen. Trotz der modernen Instrumente wurde merkbar, dass zum Beispiel der Cellist auch Mitglied der „Wiener Akademie“ ist - also war kein überschüssiges Vibrato zu hören, sondern eine akkurate Wiedergabe des Notentextes.

Dass in einem Stück aus dem Juli 1788, geschrieben in schwieriger Lebenslage, sich schon romantische Gefühle ankündigen, wurde ebenfalls deutlich. Alles in allem eine ausgewogene Wiedergabe, der ein bisschen mehr Schärfung der Kontraste noch gut tun würde.

Mel Bonis (1858-1937) hieß eigentlich Mélanie und war schon als 12jährige Schülerin von César Franck am Pariser Conservatoire. Doch dann musste sie einen älteren Mann ehelichen und verschwand jahrzehntelang im Dasein einer Hausfrau und Mutter. Aus dem tauchte sie gegen 1890 wieder auf und schuf bis an ihr Lebensende rund dreihundert Stücke, die von Leuten wie Saint-Saëns geschätzt wurden. Ihren Namen verkürzte sie, um nicht sofort als Frau erkennbar zu sein. Ihre Musik scheint in der Mitte zwischen Klassizismus und Impressionismus anzusiedeln zu sein, mit deutlicher Neigung zu letzterem.

So schön wie frühe Stücke von Debussy, der ihr Studienkollege war, klingt das zweisätzige Klaviertrio „Soir, Matin“ op. 76 von 1907. Der Abend und der Morgen schillern in meist leisen Naturklängen. Mit wenigen Mitteln schafft die Komponistin verzaubernde Stimmung. Das Trio Alba machte seinem Namen alle Ehre – heißt Alba im Italienischen doch Morgenröte – und malte die irisierenden Klänge aufs Schönste nach. Musik wie ein feines Aquarell – man möchte mehr von Mel Bonis hören!

Mehr möchte man auch von der 1964 geborenen Kanadierin Kelly-Marie Murphy kennen lernen, die freilich eine ganz andere Klangsprache spricht. „Give My Phoenix Wings to Fly“ nannte sie 1997 ein überaus effektvolles Trio in drei Sätzen. Der sagenhafte Vogel Phönix fliegt energisch aus der eigenen Asche zum Licht. Die Komponistin weiß, wie sie mit harten Dissonanzen und freier Tonalität umgehen muss, um einen direkten Weg zum Publikum zu finden. Pulsierende, nahezu rockige Rhythmen und eingängige Melodien erheben sich aus dem Feuer. Das Klavier ist teilweise als Schlaginstrument eingesetzt, aber doch als Klavier. Das Trio Alba brachte das mit Überzeugung und formidablem Können zum Klingen, nach einführenden Worten des Cellisten.

Philipp Comploi freute sich darüber, in jenem Saal aufzutreten, in dem er schon als Zweijähriger als Kind des Organisten Franz Comploi bei dessen Diplomkonzert weilen durfte. Das Publikum erfreute sich am erfrischenden Spiel des Trios, das in Robert Schumanns d-Moll-Trio seinen Höhepunkt fand. Nicht nur mit absolut sicherer Technik, auch mit direkt anspringender Leidenschaft, mit Sinn für leuchtende Klangfarben und wundersam ausgehorchte Lyrik spielten das die drei. Auf baldiges Wiederhören!

Bild: trioalba.com

 

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