… und in die Erde
SEBASTIANSFRIEDHOF
05/11/14. Der neue Kommunalfriedhof sollte allen Bürgerinnen und Bürgern als letzte Ruhestätte dienen. Wie alle Friedhöfe innerhalb der Stadt wurde daher auch der Sebastiansfriedhof in der Linzergasse geschlossen: Die letzte Erdbestattung fand 1878 statt, die letzte Gruftbeisetzung 1888. Seit 1. November wird der Sebastiansfriedhof wieder „bespielt“.
Von Heidemarie Klabacher
Seit 1. November ist der Camposanto in der Linzergasse nicht länger nur ein stimmungsvoller Ruhepunkt im städtischen Getümmel, sondern tatsächlich auch wieder eine letzte Ruhestätte.
Es ist zwar ein Friedhof – zuständig ist dennoch die Stadt Salzburg: In den letzten Jahren wurden in enger Zusammenarbeit mit dem Bundesdenkmalamt der Arkadengang und zahlreiche Grabmonumente restauriert, das Stadtgarten-Amt hat das - durchaus stimmungsvoll „verwilderte“ – zentrale Gräberfeld gepflegt, schief stehende Grabsteine wurden aufgerichtet.
Der Sebastiansfriedhof ist nicht nur einer der stimmungsvollsten Plätze in der Stadt, er ist in seiner vollkommenen architektonischen Geschlossenheit auch einer der kostbarsten: Errichtet worden ist er zwischen 1595 und 1600 nach dem Vorbild eines italienischen Camposanto. Dieser „Gottesacker“ war der Ersatz für mittelalterlichen Domfriedhof, den Fürsterzbischof Wolf-Dietrich ein wenig rüde quasi in die Salzach kippen hat lassen, um „seinen“ Dom bauen und seine machiavellischen Visionen eines repräsentativen „Staatsplatzes“ zu verwirklichen zu können. Der Kirchenfürst persönlich ruht im Sebastiansfriedhof: Er liegt seit Jänner 1617 im Mausoleum im Zentrum der Anlage. In einer der prächtigen Grüfte im Arkadengang sind übrigens – neben zahlreichen anderen „Promis“ vergangener Tage – auch die Eltern des „Raitenauers“ bestattet.
Nun ist also der Friedhof restauriert – und eben „wieder belebt“ worden. Seit 1. November ist der Sebastiansfriedhof auch wieder ein „ganz normaler Friedhof“. Und zwar, wie Bürgermeister Heinz Schaden heute Mittwoch (5.11.) bei einem Lokalaugenschein betonte, „nicht nur für die Schönen und Reichen“.
Jede Bürgerin und jeder Bürger mit Wohnsitz in der Stadt könne um Grabstätte auf diesem Friedhof ansuchen, bestätigte der ressortzuständige Vizebürgermeister Harry Preuner. Vorgesehen sind „Arkaden-Urnengräber“ als Familiengräber für vier Urnen und Reihen-Urnengräber. „Wobei die Gräber allerdings grüne Wiese ohne Denkmal oder Grabhügel blieben“, erklärt Sebastian Stadler von den Stadt:Gärten. In jeweils unmittelbarer Nähe zu den Urnenplätzen werden Gedenktafeln aus Untersberger-Marmor an den Säulen der Arkaden angebracht werden. „Erdbestattungen sind wegen der beengten Platzverhältnisse und wegen des hohen Grundwasserstandes weiterhin nicht möglich“, betonen die Verantwortlichen.
„So komisch es klingt – ich freue mich“, sagte Bürgermeister Schaden beim Lokalaugenschein in einem „der schönsten Friedhofe Mitteleuropas“. Schaden hat sich - inspiriert von einem Vorschlag von Dompfarrer Balthasar Sieberer - für die Renovierung und Wiederinbetriebnahme des Friedhofs eingesetzt. Der Friedhof steht im Eigentum der Salzburger Immobilien Gesellschaft (SIG) und umfasst 6700 Quadratmeter mit 200 historischen Grabdenkmälern. Die 300 Meter langen Arkadengänge beherbergen 88 Gruften. Zentrum der Anlage ist das prächtige Mausoleum für Erzbischof Wolf Dietrich.
„Wir haben Friedhofsordnung samt Bestattungsform und Gedenktafeln in enger Absprache mit Landeskonversatorin Eva Hody erarbeitet“, berichtet Christian Stadler, von den Stadt:Gärten, zu denen auch die Friedhöfe gehören, „damit stand auch der denkmalbehördlichen Genehmigung für unser Vorhaben nichts im Weg“.